05.Jan ’22 – vom bellenden Punktetier

Alma und ich sitzen im Camper, bereit loszufahren. Alma ist aufgeregt – wir waren schon seit vor Weihnachten nicht mehr mit Claire (unser Camper) unterwegs.
Am Auto geht ein Mann vorbei. Alma sieht ihn erst, als er quasi direkt vor ihrer Nase ist und bellt völlig überrascht über sein plötzliches Auftauchen. Der Mann geht weiter und schüttelt den Kopf. Toll, denke ich – super Start in den Tag… und meine Laune sackt ab. (Hallo Stimmungsübertragung. Meine Laune war echt gut, schwupp hatte ich mal eben die Laune des Mannes übernommen.)

An der nächsten Ampel läuft schon wieder Jemand super dicht an Claire vorbei. Alma bellt wieder. Ich reagiere genervt, schnauze sie an. Schon wieder den Unmut anderer Menschen abbekommen, stand nicht auf meiner Liste. Der Mann dreht sich zu uns, lächelt mich an und winkt ab, und wirft Alma eine Kusshand zu. Auf meinem Gesicht breitet sich ein dickes Grinsen aus. Ich winke zurück und danke dem Mann innerlich dafür, dass er mich daran erinnert hat, dass ein bellender Hund einfach ein bellender Hund ist. Wie wir darauf reagieren liegt an uns. Ich kann nichts dafür, wenn irgendein Fremder sich entscheidet uns deswegen Scheiße zu finden, weil mein Hund zweimal bellt, wenn er an unserem Auto vorbeiläuft.

Ich entschuldige mich bei Alma und bedanke mich für die kleine Lehrstunde. Sortiere meine Gedanken und Gefühle und nehme mir vor, mir wieder bewusster zu machen, dass meine Reaktion auf Almas verhalten völlig unabhängig davon sein darf, wie andere Menschen das von außen beurteilen.

9. Jan ’22 – Spaziergänger und Matschpfützen

Beim Spaziergang in einem tollen Wald mit matschigen Wegen, haben auch viele andere Menschen den Zeit Punkt gewählt um rauszugehen.
Alma trottet gemütlich vor sich hin. Wenn uns Jemand entgegenkommt, reiht sie sich ohne Aufforderung neben mir ein und geht danach wieder ihrer Wege. Für locker 15 Begegnungen (Wahnsinn wieviel da los war…) klappt das wie am Schnürchen.

Bei einer einzigen der vielen Begegnungen auf diesem Spaziergang hat es nicht geklappt. Alma reihte sich auf meiner rechten Seite ein und lief da auch. Dann war ich unaufmerksam, denn direkt vor Alma kam eine Pfütze, genau in dem Moment, wo die entgegenkommende Frau auf unserer Höhe war. Alma wechselte die Seite, um der Pfütze auszuweichen. Die Frau wich zurück, Alma verstand das als Einladung und weil das quasi hinter mir stattfand und die Distanz weniger als einen Meter betrug, konnte ich nicht rechtzeitig eingreifen bevor Alma nah bei der Frau war. Alma hat die Frau weder berührt noch sonst irgendwie bedrängt. Es war einfach dumm gelaufen. Die Frau rief: „Nehmen sie doch endlich den Hund weg.“, der Mann stieg ein: „Wissen sie, nicht Jeder mag das.“. Alma – die durch die starke Energie der beiden sowieso schon längst wieder bei mir war, stand nehmen mir. Ich blieb kurz stehen, entschuldigte mich und erklärte kurz, was da passiert war. Die Frau lief einfach weiter, der Mann hörte mir zu und hat wahrscheinlich auch verstanden, was ich gemeint habe. Vielleicht auch nicht, wer weiß das schon genau.

Fakt: Für die Frau, war die Situation nicht angenehm und es hilft ihr auch nicht, dass Alma normalerweise bei mir bleibt und nur durch einen doofen Zufall und das Verhalten der Frau bei ihr gelandet ist.

Aber: Mehr als ehrlich entschuldigen kann ich mich nicht. Es war in dem Moment mein Fehler. Ich habe die Pfütze nicht bemerkt. Sonst wäre ich einfach mit Alma stehen geblieben. Und ich bin ein Mensch, der Fehler macht. So ist das. Dafür werde ich mich genauso wenig schlecht fühlen, wie dafür, dass Alma einer Pfütze ausweichen wollte und die Körpersprache der Frau aus ihrer Sicht eine Einladung darstellte. Und selbst wenn es tatsächlich ein Fehler von Alma gewesen wäre, weil sie in dem Moment gerade nicht meine Anforderung umsetzen konnte. Dann steht ihr dieser Fehler genauso zu, wie mir.

15.Jan ’22 – Autofahren mit flexiblen Verkehrsregeln

Ich biege in eine Einbahnstraße ein. Mittendrin kommt mir anderes Auto entgegen.
Entgegen – in der Einbahnstraße? Jup, genau. So hab ich auch geguckt.
Der junge Mann im Auto guckt mich ebenso verdutzt an wie ich ihn. Ich deute auf das Einbahnstraßenschild. Er reißt die Augen auf, entschuldigt sich gestikulierend und beginnt im Rückwärtsgang langsam aus seinem Schlamassel herauszufinden. Ich fahre gemütlich hinterher. Am Ende der Straße entschuldigt er sich nochmal, ich winke lachend ab. Er sieht sehr erleichtert ab, bedankt sich für meine Geduld und wir fahren beide weiter.

Was für einen nette Begegnung! 

Früher, oder auch heute manchmal noch, wenn ich gestresst bin, hätte ich mich wahrscheinlich aufgeregt und geärgert. Das hätte weder mir noch dem anderen Autofahrer gutgetan. Wusstest du das eine Minute ärgern, das Immunsystem für fast eine Stunde schwächt? Ich finde, das sind solche unwichtigen Momente einfach nicht wert. Ganz abgesehen davon, dass es an der Situation nichts geändert hätte. Er war ja nunmal in die Straße reingefahren, irgendwie muss er dann halt auch wieder raus.

Warum ich dir das erzähle?

Weil ich gerne gut Laune habe und ich vermute dir geht es auch so. 🙂

Ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen

1) Weniger streng mit mir und Alma zu sein. Fehler passieren. Hunde bellen, Menschen reagieren manchmal langsam, oder beiden haben einen schlechten Tag. Ich möchte mit Alma Lachen und eine gute Zeit haben und das nicht nur dann, wenn alles läuft wie im Märchen. Sondern auch, wenn es eben läuft, wie das Leben so spielt. Herrlich unperfekt. Mit Ecken und Kanten. Mit Fehlern und albernen Sternstunden. 

2) Weniger streng mit anderen zu sein. Denn ich weiß, wieviel das ausmacht. Für mich und auch für meinen Gegenüber. Ja – ich schütze meinen Hund, wenn nötig. Vor anderen Hunden und auch Menschen. Aber es ist genauso normal, dass ein Hund eben mal nicht perfekt reagiert. Und auch wenn das für mich und Alma dann in dem Moment blöd ist, auch unseren Mitmenschen (und Hunden) gestehe ich Unperfektheit und Fehler zu.

Bist du dabei ein bisschen gute Laune/ Freundlichkeit/ Liebe in die Welt zu tragen?
Ich würd mich freuen !