Körpersprache von Hunden lesen lernen – wie geht das?

Deinen Hund zu verstehen, fängt damit an, dass du seine Sprache kennenlernst. Klar. Denn gute Kommunikation lebt davon, dass beide Gesprächspartner dem anderen zuhören und verstehen, was er meint. Auch dann, wenn die Gesprächspartner zwei verschiedenen Spezies angehören.

Unsere Hunde werden im Laufe ihres Lebens echte Meister darin menschliche Körpersprache zu lesen und zu deuten. Sie lernen es quasi als ihre 1. Fremdsprache und wachsen – je nach persönlicher Geschichte – meistens quasi bilingual auf. Wenn wir Menschen uns unserer eigenen Körpersprache nicht bewusst sind und sie nicht mit unseren Worten übereinstimmt, wird’s schwierig für den Hund. Denn als Menschen fokussieren wir uns stark auf unsere Worte. Während die Hunde immer der Körpersprache das höhere Gewicht geben. Denn das ist auch ihr wichtigstes Kommunikationsmittel.

Wenn wir unseren Beitrag zur guten Kommunikation mit den Hunden beitragen, dann brauchen wir zwei entscheidende Fähigkeiten:

  1. Wir dürfen lernen unseren Körper bewusst einzusetzen und zu verstehen, wie unsere Körpersprache auf den Hund wirkt.
  2. Wir dürfen lernen die Körpersprache der Hunde lesen zu lernen.

Zum ersten Punkt findest du in meinen Blogartikeln und Büchern immer wieder Hinweise. Wann immer ich bestimmte Signale oder Kommunikationsprinzipien beschreibe (hier zum Beispiel), gehe ich darauf ein, wie deine eigene Körpersprache da hinein spielt.

In diesem Blogartikel soll es um den zweiten Punkt gehen. Um die Körpersprache der Hunde.

„Wie lerne ich die Körpersprache meines Hundes lesen?“

Das ist eine spannende Frage, oder? Denn, unsere menschliche Körpersprache haben wir einfach so gelernt. Von Tag eins unseres Lebens an. Wir haben diese Fähigkeit so stark automatisiert und sind so gut darin die Körpersprache von Menschen zu lesen, dass es uns nicht einmal auffällt. Versuchen wir bewusst darauf zu achten, wird’s anstrengend. Warum genau, glauben wir, dass ein Mensch nicht ehrlich ist? Woran genau, machen wir fest, dass dieser Mensch gerade wütend war? Woran erkennen wir, dass unser Gegenüber traurig ist?

Ja, klar – da gibt es diese tollen Ratgeber, die uns weiß machen wollen, dass man anhand einzelner körpersprachlicher Anzeichen irgendetwas interpretieren könnte. Etwa anhand der Blickrichtung, der Bewegung der Hände, der Pupillenweite etc. Und ne. Nichts davon stimmt, wenn man immer nur dieses eine Merkmal beachtet und nicht das Zusammenspiel des gesamten Körpers. Aber: Wenn wir lernen wollen ganz bewusst die Körpersprache zu beachten – und zwar so, dass wir anschließend unsere Interpretation mit klaren Aussagen begründen können – dann braucht das viel Übung. Übung im Hinsehen. Das macht dann den Unterschied zwischen „Ich weiß nicht warum. Aber mir kam es so vor.“ und „Ich habe X, Y und Z beobachtet, daraus schließe ich Folgendes…“.

Für hündische Körpersprache sind wir meistens nicht mit dieser lebenslangen Erfahrung im Lesen ausgestattet. Ihre Sprache ist uns nicht intuitiv so klar, wie die der Menschen. Wir dürfen die richtige Beobachtung und Deutung der hündischen Körpersprache also aktiv erlernen. Damit unser Wissen als Menschen, die mit einem Hund zusammenleben, über „der wedelt mit dem Schwanz, also freut er sich“ hinausgeht.

Lesen lernen: Erst die Buchstaben, dann die Wörter, dann das Textverständnis

Damals als du Schrift lesen gelernt hast, hast du zuerst gelernt einzelne Buchstaben zu erkennen und die Buchstaben in einem Text unter vielen zu identifizieren und ihnen ein Geräusch zuzuordnen. Danach wurden die Buchstaben miteinander zu ganzen Wörtern verbunden. Die einzelnen Geräusche bekamen so zusammengesetzt sogar schon einen Sinn. Und erst danach hast du gelernt mehrere Wörter hintereinander zu lesen und ihre Bedeutung zu einem ganzen Satz zusammenzusetzen. Viel später dann, wenn wir über das eigentliche Lesen gar nicht mehr nachdenken, fangen wir an, den Inhalt des Textes zu interpretieren. Was ist wirklich gemeint? Gibt es vielleicht einen Sub-Text, zwischen den Zeilen?

Wenn wir lernen wollen unsere Hunde zu lesen, dann habe ich oft das Gefühl, es wird erwartet, wir könnten direkt komplette Texte lesen und interpretieren. Wir Fragen sofort „Was bedeutet es, wenn mein Hund sich so verhält?“. Selbst in manchen Hundeschulen wird erwartet, dass man schon „Lesen kann“ und es wird direkt mit der Interpretation des Verhaltens begonnen. Das nützt aber nichts, wenn man selbstständig noch gar keine Buchstaben bewusst erkennt, geschweige denn ganze Sätze in der Körpersprache des Hundes zusammensetzen kann.

Die Buchstaben entsprechen in der Körpersprache des Hundes die Bewegung/Stellung der einzelnen Körperteile. Alle Körperteile zusammen, also das Gesamtbild des Hundes, entsprechen einem Wort. Und die Bewegung des Hundes – also die Körpersprache in seinen Handlungen – entsprechen ganzen Sätzen. Aus diesen Sätzen kann ich dann schon das „Was tut der Hund da?“ ableiten und beschreiben. Aber erst, wenn ich den Hund näher kennenlernen und einige Sätze (=Handlungsabfolgen) hintereinander gesehen habe, kann ich eine Interpretation wagen und mir die Frage „Wieso verhält sich mein Hund so? Wie ist das gemeint?“ beantworten.

Wenn es dir also noch schwerfällt deinen Hund oder gar andere Hunde zu lesen und zu verstehen, dann ist das – aus meiner Sicht – völlig normal. Du hattest wahrscheinlich noch keine Gelegenheit dazu das Lesen von hündischer Körpersprache systematisch zu lernen. Bevor ich dir beschreibe, wie du die ersten Schritte auf dem Weg ganz selbstständig gehen kannst, schauen wir uns noch kurz an, welche Unterschiede in der Körpersprache einzelner Hunde zu beachten sind.

Sprachmelodie und Dialekte

Wenn wir über die Körpersprache der Hunde sprechen, dann vergessen wir häufig einen ganz wichtigen Punkt. Und zwar: Das Hunde sich sowohl optisch als auch charakterlich sehr stark unterscheiden. Innerhalb der Spezies Hund gibt es wesentlich größere Unterschiede als zwischen den Menschen. Schon allein Körpergröße, Behaarung, Schädelform usw. weichen teilweise gravierend voneinander ab. Und viele dieser optischen Merkmale sorgen dafür, dass der jeweilige Hund sich weniger deutlich körpersprachlich ausdrücken kann, als ein anderer.

Ein Hund mit sehr langem Fell, dass ihm sogar am Kopf über die Augen hängt, ist zum Beispiel deutlich schwieriger zu lesen (sowohl von Artgenossen als auch von uns Menschen) als ein kurzhaariger Hund mit Stehohren und langer Rute. Ähnlich wie wir uns bei Menschen mit verspiegelter Sonnenbrille im Schnellanzug schwertun, die Mimik und Körperhaltung eindeutig zu erkennen.

Manche Hunde haben schon per Definition Hautfalten auf dem Nasenrücken und sehen damit immer aus, als hätten sie die Nase gerunzelt. Andere haben rein anatomisch eine nach oben geringelte Rute und sehen immer angespannter aus. Wieder andere tragen die Rute selbst im entspannten zustand nahe am Körper Richtung Boden und sehen im Vergleich zu anderen aus, als würden sie die Rute einklemmen. Ridgebacks haben im Rücken einen Strich Fell, der entgegen der eigentlichen Fellrichtung wächst und sehen daher oft aus, als wäre das Fell aufgestellt. Auch die Färbung kann es leichter oder schwerer machen, den Hund einzuschätzen.

Neben diesen rein körperlichen Merkmalen wird das Verhalten des Hundes individuell seines Charakters und seiner Erfahrungen entsprechend beeinflusst. Ein vor Selbstüberschätzung strotzender Jungrüde wird sich anders verhalten, als die ältere gestandene Lady. Ein Hund mit ausschließlich positiven Erfahrungen mit Menschen und Artgenossen wird anders reagieren, als einer, der schon öfter schlechte Erfahrungen gemacht hat.

Bevor du also genau auf die Körpersprache schaust, achte erstmal darauf was für einen Typ Hund du da vor dir hast. Gibt es körperliche Merkmale, die die Körpersprache einschränken? Kannst du (und damit auch alle anderen Hunde und Menschen) problemlos alle Körperteile und Bewegungen erkennen, oder nicht? Und auch, wenn du vom ersten Eindruck noch nicht die gesamte Geschichte des Hundes kennst, wirst du bereits ein Gefühl haben, wie dieser Hund im inneren gestrickt ist. Und auch das in deine Beobachtung einbeziehen.

Und jetzt lass uns starten: 3 Schritte, die fast immer übersprungen werden, wenn wir Körpersprache lesen lernen wollen.

So lernst du deinen Hund lesen – Beobachten ohne Interpretation

Schritt 1: Einzelne Merkmale erkennen können

Der erste Schritt zum Lernen von Körpersprache, ist wie beim Schriftsprache lesen lernen, die kleinsten Elemente zu erkennen. Was bei der Schrift die Buchstaben sind, sind beim Hund einzelne Merkmale der seiner Körpersprache. Löse dich in diesem ersten Schritt unbedingt davon schon eine Aussage über „Warum macht der Hund das?“ und „Was bedeutet das?“ zu treffen. Bleib ganz neutral. Stelle erst einmal fest, was genau du siehst.

Nimm dir die einzelnen Körperteile deines Hundes nach einander vor und beobachte in verschiedenen Situationen wie sie sich bewegen, wie sie gestellt sind, wie schnell oder langsam Bewegung stattfindet, und wie die Muskelspannung ist.

Wichtige Elemente der Körpersprache sind:

  • Ohren: in welche Richtung gedreht, aufgestellt, angelegt
  • Augen: weicher Blick, fixierender Blick, aufgerissene Augen, große oder kleine Pupillenweiten
  • Stirnpartie: gerunzelt, entspannt, glattgezogen
  • Nasenrücken: gerunzelt, entspannt, angespannt
  • Lefzen: locker hängend, nach hinten gezogen (runder Maulwinkel, spitzer Maulwinkel), nach vorne oben gezogen
  • Maul: offen mit ruhig innenliegender Zunge, offen hechelnd mit weit heraushängender Zunge, locker geschlossen, verkniffen
  • Nase: unbewegt, schnell schnüffelnd, mit Bläschen, sanft schnüffelnd
  • Kopfhaltung: locker gerade, angespannt, hoch aufgerichtet, geduckt
  • Haare: aufgestellt oder flach liegend
  • Rute: locker hängend, eingeklemmt, aufgerichtet, angespannt, vibrierend, sanft wedelnd, durch den ganzen Körper wedelnd
  • Beine: gebeugt, geduckt, gestreckt, normal locker
  • Atmung: normal, schnell, Luft anhalten
  • Fortbewegung: geschmeidig, angespannt, abgehackt, schnell, langsam

Diese Liste ist bei weitem nicht vollständig. Gibt dir aber schon einen ersten guten Ansatzpunkt für die einzelnen Merkmale, auf die du achten kannst.

Du siehst hier schon anhand der Liste, das nicht für jeden Hund, jedes Merkmal gut zu beobachten ist. Je nachdem welche körperlichen Ausdrucksmöglichkeiten sein Aussehen mit sich bringt.

Auf Basis der einzelnen Buchstaben, kann man nicht interpretieren, was der Hund vielleicht gerade sagen möchte. Stell es dir vor wie ein Bild von einer etwas eingezogenen Rute, auf dem wirklich nur die Rute und nichts weiter vom Hund zu sehen ist. Die Stellung der Rute verrät uns schon einiges über mögliche Aussagen des Hundes.
Um einige zu nennen:

  • Er könnte aktuell ängstlich sein.
  • Er könnte Schmerzen haben.
  • Wahrscheinlich wird er eher defensiv als offensiv ausgerichtet sein.
  • Ihm könnte kalt sein.

Vorausgesetzt der Hund gehört keiner Rasse, deren Ruten schon vom Körperbau eher tief getragen werden, können wir schon ein paar Vermutungen anstellen. Aber was es tatsächlich ist, können wir davon noch nicht ablesen.

Lass dir bei diesem ersten Schritt viel Zeit. Denn je mehr Übung du darin hast, die Details zu erkennen, desto leichter und schneller wird es dir gelingen die Eindrücke zum Gesamtbild zusammenzusetzen.

Schritt 2: Gesamtbild zusammensetzen

Im zweiten Schritt übst du nun – immer noch ohne Interpretation und Wertung – das Gesamtbild des Hundes zu beschreiben. Du setzt die einzelnen Buchstaben zusammen. Am Ende entsteht vor deinem geistigen Auge ein Foto des gesamten Hundes. Ein Foto des gesamten Körpers sagt schon viel mehr über die mögliche Handlung und Motivation des Hundes aus, als nur dieser eine Abschnitt. Aber so richtig weit kommen wir damit noch immer nicht, wenn wir am Ende Verhalten interpretieren können wollen.

In unserem Beispiel siehst du nun den Hund mit eingezogener Rute, der den Rücken eher rund macht, Kopf, Körper und Beine sind eher geduckt. Blick seitlich zum Boden. Die Zunge schleckt über die Lefzen. Der Körperschwerpunkt ist rückwärts ausgerichtet. Die Ohren leicht nach hinten angelegt.

Dieses Bild verrät uns schon so viel mehr darüber, was hier gerade passiert. Der Hund beschwichtigt und ist absolut defensiv orientiert. Er versucht sich klein zu machen und zu deeskalieren. Doch da wir nicht wissen, wer sein Gegenüber ist und wie die Handlung im Verlauf aussieht, wissen wir noch nicht viel mehr dazu warum der Hund sich so verhält und was genau er damit sagen möchte.

Schritt 3: Handlungsabfolgen/Verhalten beschreiben können

Auch im Schritt 3 machen wir jetzt aus dem gedanklichen Foto von dem Hund einen Film. Wenn du dir viel Zeit damit gelassen hast die ersten beiden Schritte zu üben, dann hat dein Gehirn dir diesen Schritt vielleicht sogar schon vorweggenommen. Denn Handlungsabfolgen sind nichts weiter als die Aneinanderreihung verschiedener Fotos. Und es kommt jetzt noch das Element Bewegung dazu. Du siehst Geschwindigkeiten, Richtungen und Veränderungen in der Bewegung der einzelnen Körperteile und auch des gesamten Hundes.

Aus unserem eben konstruierten Beispiel können wir nun sehen, was hier passiert ist. Wir sehen was dazu geführt hat, dass der Hund jetzt geduckt und defensiv agiert und beschwichtigt.

Variante 1: Ist unser Beispielhund wild herumgesprungen, hat den anderen Hund angerempelt und versucht sein Futter zu klauen. Auf leise Hinweise des fressenden Hundes nicht reagiert, woraufhin der fressende Hund ihn angeknurrt und in seine Richtung geschnappt hat. Die defensive Haltung hält kurz an, danach schüttelt er sich und geht locker wieder auf den anderen Hund. Diesmal weniger herumspringend, sondern vorsichtiger?

Variante 2: Lief der Hund schon zuvor wie auf Eiern und eher vorsichtig. War sein Kopf gesenkt und sein Blick unstet die Umgebung sichernd. Hat er sich vorsichtig an einen Müllplatz angeschlichen, ist immer wieder stehen geblieben, hat gelauscht und sich umgeschaut? Als ein Windhauch an einer Mülltüte raschelt, duckt er sich und das Bild von unserem Schritt 2 entsteht.

Unzählige Filme könnten zu unserem Bild aus Situation 2 passen. Deswegen ist es niemals ratsam das Verhalten eines Hundes anhand eines Fotos interpretieren zu wollen. Denn die Momentaufnahmen sind eben nur ein winziger Ausschnitt aus der ganzen Szene. Sobald du den ganzen Film beschreiben kannst und Verhaltensabläufe schnell und ohne große Anstrengung beschreiben kannst, bist du bereit. Bereit das Verhalten des Hundes endlich wirklich verstehen zu lernen. Denn nur, wenn du Körpersprache vorher lesen kannst und auch die Details siehst, sprichst du die Sprache gut genug, um dich an Interpretationen zu wagen.

Noch ein Beispiel zum Titelbild dieses Blogartikels. Auf dem Bild ist Alma zu sehen. Sie duckt sich, schleckt sich über den Fang, die Rute ist weggeklappt und quasi nicht zu sehen, der ganze Körper gedrungen. Man könnte sich fragen, wer diesen Hund so eingeschüchtert hat, dass er so ein Verhalten zeigt. Man könnte unzählige Horrorgeschichten spinnen, die zu dieser Momentaufnahme passen könnten.

Was wirklich passiert ist, siehst du in dieser Bilderfolge. Bild 3 ist Titelbild (gespiegelt).

Hundesprache verstehen, Hunde lesen können

Verhalten interpretieren können

Das ist der Schritt, den wir alle wollen. Wissen, was der Hund mit seiner Körpersprache mitteilt. Was er meint. Was seine Motivation ist. Wie wir ihn einschätzen können. Warum er tut, was er tut.

Und da bin ich ganz ehrlich: Die ersten drei Schritte, um Lesen zu lernen und Körpersprache beschreiben zu lernen, die kannst du super alleine üben. Beobachte. Verbringe Zeit mit deinem Hund. Achte auf Details.

Manche Menschen haben ein gutes Gefühl dafür, was Hunde wollen und können ganz intuitiv hündisches Verhalten ähnlich gut deuten, wie das des menschlichen Artgenossen. Und ich finde auch, dass man bei allem Wissen, niemals das eigene Gefühl für den eigenen Hund und die bestimmte Situation ignorieren sollte.

ABER: Basiswissen, wie Hunde sich allgemein verhalten und welches Verhalten was bedeutet, ist für jeden Hundehalter wichtig. Denn es gibt zwar viele Gemeinsamkeiten im Verhalten und der Körpersprache von Menschen und Hunden, aber eben auch einige Unterschiede. Und wenn wir versehentlich unsere „Menschenbrille“ als Maßstab für das Hundeverhalten anziehen, dann kommen wir am Ende zu den falschen Schlüssen und machen uns und unseren Hunden das Leben schwer.

Wie lernt man es den nun?

Du kannst dir das Interpretieren der Körpersprache theoretisch – genauso wie das Beobachten (Schritt 1-3) – selbst beibringen. Versuche zu verstehen was dein Hund oder andere Hunde in verschiedenen Situationen tut. Beobachte Handlungsabfolgen. Schau, was jeder der „Gesprächspartner“ nach einer Interaktion verändert. Wer hat was erreicht? Was war überhaupt der Auslöser für Interaktion XY? Wer hat initiiert, wer reagiert? Usw.

Ich empfehle dir sogar das zu tun.

Und ich empfehle dir auch, dir dabei Hilfsmittel zu holen, die dir diese aufwändige empirische Arbeit abnehmen. Bücher oder (Online-)Kurse, die Körpersprache und Verhalten erklären. Die, die Forschungsergebnisse als genau solchen Beobachtungen zusammenfassen. Lerne Grundlagen zu verstehen. Verstehe, wo die Unterschiede zwischen menschlichen und hündischen Verhalten liegen. Hör dir an welche Interpretationen die Autoren der Bücher, oder Leiter der Kurse aus dem jeweiligen Verhalten ziehen und gleiche es mit deinem Gefühl ab. Manchmal wird es dir wie Schuppen von den Augen fallen und du wirst bei einem Verhalten, was du bisher anders eingeschätzt hast, endlich ein Aha-Erebnis haben. Manchmal wird die Interpretation aus dem Buch/Kurs vielleicht auch ein Störgefühl bei dir auslösen und du stellst fest, dass du das für deinen Hund in dem speziellen Fall anders siehst. Alles darf sein.

Such dir die Lernunterstützung, mit der du am besten lernst. Und erwarte nicht von einem Kurs oder einem Buch alles sofort zu wissen. Es gibt so viel zu Wissen und jeder Menschen lernt anders. Es braucht Wiederholungen, Erklärungen auf verschiedene Arten und viel Übung, bis man neue Fähigkeiten erlernt hat. Du würdest sicher auch nicht von einem einzigen Kochkurs erwarten, ein ausgefallenes 4-Gänge-Menü zubereiten zu können, wenn der Kurs für Kochanfänger gedacht war und du vorher noch nicht wusstest, wie man am besten Gemüse schneidet.

Genauso wenig erwarte von dir selbst, dass du sofort jede Handlung, jeden Hund und jedes hündische Gespräch sofort deuten kannst und es dir glasklar ist. Das braucht Zeit. Selbst ich als Trainer wage nicht zu behaupten, ich könnte jeden Hund sofort in jeder Situation nach kurzer Zeit genau richtig einschätzen. Genauso wenig, wie ich mir dasselbe mit Menschen anmaße. Wichtig ist, dass du deinen Hund gut lesen und verstehen lernst.

Buchempfehlungen

Hier findest du einige Bücher, die ich dir zu dem Thema empfehlen kann.

Sprich Hund! Körpersprache verstehen, Missverständnisse vermeiden – Christiane Jacobs (hier)
Emotionen bei Hunden sehen können – Katja Krauß, Gabi Maue (hier)
Ausdrucksverhalten beim Hund –  Dorit U. Feddersen-Petersen (hier)

Onlinekurse

Ich würde an dieser Stelle super gern Onlinekurse empfehlen. Denn ich finde in Büchern hat man zwar schon wichtige Basics und meist gute Bilderfolgen. Aber in Kursen mit Videomaterial kann man natürlich noch mehr sehen lernen.

Da ich selber keine klassische Hundeschule mit Kursen habe, fehlt mir die Möglichkeit, jede Menge gutes Material für so einen Kurs zu sammeln und so einen Onlinekurs zu erstellen.

Wenn du eine/n Kollegen/in kennst (oder selbst eine/r bist), der/die einen solchen Kurs anbietet, dann melde dich gern bei mir. Ich würde hier gern Empfehlungen aufnehmen.