Wer einen Hund von Welpenbeinen aufgezogen hat, dem sind diese Phasen wohlbekannt. Plötzlich werden ganz normale Alltagssituationen wieder gruselig. Die Mülltonne neben an skeptisch beäugt, vielleicht sogar angebellt.
Neue Gegenstände oder Situationen scheinen gar keinen Platz im Leben des jungen Hundes zu haben, denn er scheint ihnen gegenüber wenig aufgeschlossen.
Oft werden die Menschen auch in diesen Phasen unsicher, denn das hat doch alles schonmal gut funktioniert, der Hund „kennt das doch“.
Nun – in diesen kurzen Zeiten der Entwicklung Entwicklungsphasen des Hundes, braucht das Gehirn etwas Zeit für sich um alles gelernte zu sortieren. Bei Menschenkindern gibt es diese Abschnitte auch, hier werden sie landläufig eher Fremdelphasen genannt.
Das sind die Fremdelphasen der Hunde – spooky periods als Abschnitte in der Hundeentwicklung
Aus heutiger Sicht kennen wir insgesamt 5 spooky periods bei Hunden. Früher ist man insbesondere von den ersten 3 Phasen ausgegangen, über fortschreitende Forschung konnten nun auch 2 weitere Phasen nachgewiesen werden, die etwas später bereits in die Phase der Junghunde bis hin ins Erwachsenenalter reichen.
Die Angabe des Alters bezieht sich auf die durchschnittliche Entwicklung des Hundes. Je nach Rasse und individueller Entwicklungsgeschwindigkeit können die Phasen etwas früher oder später auftreten. Besonders große Rassen sind häufig etwas langsamer in ihrer Entwicklung wohingegen sehr kleine Hunde gerade in der Welpen/Junghundezeit etwas schneller sind.
- Phase: ca. 8. Woche (Dauer 1 Woche)
- Phase: ca. 16. Woche (Dauer 1 Woche)
- Phase: ca. 9. Monat (Dauer 1-3 Wochen)
- Phase: ca. 15 Monate (Dauer 1-3 Wochen)
- Phase: ca. 26 Monate (Dauer 1-3 Wochen)
In jeder dieser Phasen sind die Hunde besonders sensibel gegenüber Veränderungen, alles Neue scheint zunächst als Bedrohung eingestuft zu werden.
Daher möchte ich auf einige der Phasen noch etwas genauer eingehen.
Besonderheiten der einzelnen Fremdelphasen
In der ersten spooky period wechseln Welpen häufig in ihre neuen Familien.
Daher darf gerne, sofern das möglich ist, individuell für den Welpen entschieden werden, ob ein Umzug gerade sinnvoll ist. Steckt der Welpe gerade mitten in dieser Phase, wird die Eingewöhnung in das neue zu Hause unnötig schwer.
Als Faustregel gilt: kleine Rassen sind wahrscheinlich bereits in der 9. Woche mit dieser Phase fertig und bereit für neue Abenteuer, größere Rassen sollten möglichst erst später (10./11. Woche) umziehen, damit die erste Fremdelphase nicht direkt in den Umzug fällt.
Die zweite Fremdelphase bezieht sich häufig auf Gegenstände und Sicht-/ sowie Geruchsreize. Um die 16. Woche herum sind alle Sinnesorgane des Welpen voll ausgeprägt. Plötzlich riecht er nochmal verstärkt und sieht anders – kurz allein durch die Veränderung der Sinne nimmt er seine Umwelt anders wahr. In Kombination mit der spooky period, kommt es in dieser Zeit häufig zu Angstreaktionen vor Alltagsgegenständen, oder fremden Situationen/Menschen.
Häufig fällt die dritte Phase zusammen mit der Geschlechtsreife des Hundes. Für Ohren auf Durchzug, ausgefallene neue Verhaltensweisen und plötzliche merkwürdige Anwandlungen des Junghundes braucht es hier eine gute Portion Humor. 😉
Die vierte und fünfte Phase werden von vielen Hundehaltern als Zeiten beschrieben nach denen die Hunde plötzlich „erwachsener“ geworden sind. Die Entwicklung vom Junghund zum erwachsenen Hund bringt meist eine gewisse Gelassenheit in das Verhalten. Wo der Jungspund noch allzu gern auf Provokationen eingeht und sich schnell aus der Ruhe bringen lässt, können erwachsene Hunde auch mal ruhig Blut bewahren. Findet eine Kastration vor diesen wichtigen Entwicklungsschritten statt, kann es sein, das die Reifung hin zu mehr Souveränität und Gelassenheit gar nicht stattfindet.
So gehst du mit den spooky periods um, damit das große Gruseln nach der Zeit wieder vorbei ist
Wie du in den spooky periods mit deinem Hund und seinem Verhalten umgehst, beeinflusst maßgeblich ob das Verhalten sich festsetzt, oder ob die Phase einfach wieder vorbeigeht.
Ganz besonders wichtig ist es den Hund nicht mit neuen Situationen zu überfordern. Besonders jetzt ist Ruhe angesagt.
In Momenten, in denen dein Hund ängstlich reagiert, bestehe nicht darauf das er sich mit den gefährlichen Monstern auseinander setzt.
Es ist in Ordnung wenn er dem Gruselmonster nicht von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten möchte.
Gegenstände kannst du (ohne deinen Hund an der Leine ebenfalls dazu zu zwingen die Distanz zu verringern) dir selbst einfach anschauen, als ok einstufen und einfach weitergehen.
Versuche nicht deinen Hund irgendwie dorthin zu locken, oder ihn besonders zu loben wenn er näher kommt. Aus deiner Sicht ist der Gegenstand völlig normal und unbedeutend – wenn du großes Federlesen darum machst, wird der Hund sich eher in seiner Vorsicht bestärkt fühlen.
Den Unsicherheiten die mit den Phasen kommen, brauchst du nicht besonders viel Bedeutung beimessen. Solange in diesen Phasen nichts auftritt was den Hund dazu veranlasst, dieses Verhalten als „absolut hilfreich“ wahrzunehmen, vergeht es nach der Phase genauso von allein wie es gekommen ist.
Ruhe, Geduld, und eine gute Portion Humor – das ist das Rezept um unbeschadet und gestärkt aus den Fremdelphasen hervorzukommen und sowieso immer um einen entspannten Alltag mit seinem Hund zu leben.
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