Vollzeit mit Hund im Camper reisen, leben und arbeiten – wir sind auf dem Weg dahin
Unser Leben hat sich verändert, rasant und ungeplant. Naja… fast ungeplant. Eigentlich sollte das Leben im mobilen zu Hause schon im letzten Jahr beginnen. Das hat aus verschiedenen Gründen noch nicht geklappt und wir haben für den Sommer erstmal einen Wohnwagen organisiert, in dem wir ein paar Monate verbracht haben.
Im Januar diesen Jahres hat das Leben mir die perfekte Chance geboten und ich habe innerhalb von 2 Wochen mein Auto gegen einen ausgebauten Kastenwagen getauscht.
Mittlerweile lebe ich gemeinsam mit Alma fast komplett in Claire (so heißt unsere wunderhübsch hellgraues mobiles zu Hause. Ich arbeite von unterwegs, treffe meine Kunden (wie vorher auch) online und wir können immer dort sein, wo es uns am besten gefällt.
Ok – aktuell gibt es schon noch ein paar Beschränkungen, was Reisen angeht – aber auch die werden bald wieder vorbei sein.
Alma ist kein Hund, mit dem man so eine große Veränderung „einfach macht“ und dann läuft alles entspannt. Meine erste Hündin wäre so gewesen, mit ihr hätte es keine Vorbereitungen und Übungen gebraucht.
Für Alma sind:
- Rein ins (noch fremde) Auto,
- losfahren,
- woanders sein,
- häufig an fremden Orten aussteigen,
- ständig andere Tagesabläufe,
- viele neue Reize,
- Geräusche rund ums Auto,
… alles potentielle Gründe, die sie in Stress bringen.
Damit wir entspannt reisen, arbeiten und das Leben genießen können, haben wir also für all die potentiellen Stresspunkte sanfte Vorbereitungen getroffen, geübt und nachgedacht, wie es für Alma am leichtesten wird. Wir sind immer noch dabei, Abläufe zu variieren. Und an jedem neuen Ort ergeben sich auch wieder neue Fragestellungen, die eventuell eine Anpassung der funktionierenden Muster nötig macht.
Ich möchte euch mitnehmen auf unserem Weg und davon erzählen, wie wir entspannt reisen für uns möglich gemacht haben. Und euch auch ein bisschen an unserem Alltag teilhaben lassen.
Den Camper „hundefit“ machen und auf unsere Bedürfnisse angepasst
Vor unserer allerersten gemeinsamen Fahrt, wurde Claire – unsere mobile Gastwirtin – noch auf unsere Bedürfnisse angepasst und eingerichtet.
Tragetasche für Tragetasche wanderte in unsere Wohnung für unterwegs. Futter für Alma, ein paar Wintermäntel (es lag schließlich noch Schnee draußen), Handtücher um die Nässe von draußen nicht im Auto zu verteilen… naja, eben alles, was wir zum Leben so brauchen.
Ein paar Einrichtungsmerkmale haben wir so verändert, dass sie für Alma auch gut funktionieren. Damit Alma selbstständig ins Bett und wieder raus gehen kann, habe ich bei der Auswahl des Autos darauf geachtet, dass Stufen nach oben führen. Ursprünglich hatten diese Stufen eine glatte Holzoberfläche. Alma fühlte sich darauf nicht sicher und wollte sie lieber nicht benutzen. Daher verlegten wir Teppich im Gang und auf den Stufen, damit Alma sicher laufen und springen kann, ohne dabei wegzurutschen. Und ganz nebenbei, kriegen wir auch keine kalten Füße – nicht mal wenn es draußen eisig kalt ist.
Mit dem Teppich auf den Stufen, brauchte es nur noch ein kleines bisschen Übung die recht steile Treppe zu gehen. Mittlerweile geht Alma völlig gelassen hoch und runter und das klappt wunderbar.
Für die Fahrt brauchten wir auch noch einen guten Platz für Madame Punkt. Daher zogen Körbchen und eine Matte ein, die an den Platz hinterm Fahrersitz richtig gut passten. Denn – so meine Idee – Alma sollte dort während der Fahrt sitzen. Deswegen haben wir in der Nähe eine Möglichkeit zum Anschnallen eingebaut.
So fährt der Hund im Camper/ Wohnmobil mit – wir haben ein Weilchen gebraucht um den richtigen Platz zu finden
Als alles soweit bereit war, dass Alma mit Claire mitfahren konnte, haben wir zunächst einige kurze Strecken zu unseren üblichen Spazierwegen mit dem Camper gemacht. So konnten wir uns da Rantasten und herausfinden, wie Alma die Fahrt grundsätzlich empfindet.
Denn: Im Auto war sie bis dahin immer völlig entspannt, aber so ein Wohnmobil ist dann doch nochmal etwas anderes. Die Geräuschkulisse ist ganz anders, es bewegt sich anders, das Licht ist anders, sie kann nicht direkt rausschauen, wie im Auto früher, mal knarzen die Möbel etwas, mal klappern Tassen im Schrank. All das war dann doch aufregend für sie.
Auf unseren ersten kurzen Testfahrten war Alma zwar noch nicht so entspannt, wie sonst im PKW, aber sie hatte keine Angst und ihr wurde nicht schlecht. Also wusste ich – auch längere Strecken können wir in Angriff nehmen.
Auf längeren Fahrten hatte ich sie zunächst auch auf dem Platz hinter dem Fahrersitz angeschnallt. Aber nach einiger Zeit, in der sie immer noch nicht wirklich entspannt war und sich länger hingelegt hat, dachte ich, vielleicht ist der Platz doch nicht so ideal. Also haben wir weitere Plätze getestet (den Gang, hinter dem Beifahrersitz, in der Mitte zwischen den Sitzen, sogar oben auf dem Bett habe ich eine Möglichkeit, sie anzuschnallen). Es hat ein paar Versuche gebraucht und einige Fahrten, auf denen sie zunehmend mehr entspannen konnte. Doch mittlerweile sitzt sie – wenn wir nur zu zweit unterwegs sind, wie meistens – vor dem Beifahrersitz und fühlt sich dort sehr wohl. (Und ja: Während der Fahrt, ist sie dort auch angeschnallt.)
Am Ende der Fahrt, steht meistens das Ankommen in einer neuen Umgebung. Für Alma ist das ein ganz besonderer Moment.
Ständig neue Umgebungen, Camping ist ganz schön aufregend
Was mit dem Leben im Camper deutlich anders geworden ist, ist Almas Aufregung, wenn wir irgendwo ankommen.
Früher im Auto waren die Orte, zu denen wir gefahren sind, relativ klar. Unsere typischen Spazierstrecken und hin und wieder Besuche bei Oma oder Freunde, die sie schon kannte.
Bei Besuchen war sie natürlich aufgeregt, sobald sie mitbekommen hat, wo wir sind, aber in den meisten Fällen, war „Anhalten“ kein Grund zur großen Aktivität.
Jetzt, da wir mit Claire unterwegs sind, sind wir viel häufiger an unbekannten, aufregenden Orten. Egal ob wir auf dem Weg zu unserem eigentlichen Ziel unterwegs noch eine Nacht Pause machen, oder einfach nur zum Spaziergengehen stoppen. Komplett fremde Umgebungen sind jetzt ein ganz alltäglicher Teil unseres Lebens.
Das hat dazu geführt, dass Alma aktuell meistens ziemlich aufgeregt ist, sobald das Auto anhält. Egal ob die Umgebung bekannt ist, oder neu. Wir versuchen im Moment Lösungen zu finden, wie wir da wieder etwas mehr Ruhe reinbekommen.
Eine Möglichkeit, die richtig gut funktioniert (findet man heraus, wenn man eine Blasenentzündung und 8h Autobahnfahrt vor sich hat), ist ständig anhalten, kurz was erledigen, ohne auszusteigen (gut, dass der Camper die eigene Toilette immer dabei hat) und dann wieder weiterfahren. Durch diese ständigen Stopps, ohne das für Alma etwas Aufregendes passiert ist, kam deutlich mehr Ruhe in unser „Ankommen“. Das wird keine Dauerlösung sein, aber es ist ein Anfang.
Wenn wir dann wirklich aussteigen, versuche ich Alma auch erstmal wirklich in der Umgebung ankommen zu lassen. Wir bleiben in der Nähe von Claire, stehen da erstmal ne Weile rum und gehen dann vielleicht kurz los, oder gehen wieder rein. Manchmal öffne ich auch dir Tür und wir bleiben drinnen sitzen, damit Alma erstmal alle Gerüche aufnehmen kann, ohne schon direkt im Geschehen zu sein. Das klappt meistens ziemlich gut und wir können an unbekannten Orten, wo keine großen Ablenkungen sind, schon ganz normal und entspannt spazieren gehen.
Drinnen entspannen – ein zu Hause auf 4 Rädern
In unserem Camper fühlt Alma sich sehr wohl und kann richtig gut entspannen. Da hatten wir einen Vorteil, durch unsere Sommermonate im Wohnwagen letztes Jahr. Dadurch kennt sie eine ähnliche Umgebung schon und auch die „dünnen Wände“, die uns vom außen trennen.
Letztes Jahr haben wir für die Gewöhnung an den Wohnwagen einiges an Zeit investiert, die ihr den Umstieg auf den Camper ganz leicht gemacht hat.
Das, was immer wieder für Aufregung sorgt, sind Geräusche. Alma ist ein sehr geräuschempfindlicher Hund. Das ist in der Wohnung so und auch draußen. Für die meisten Geräusche, die sie kennt, kann sie die Ohren nach einer Zeit gut auf Durchzug schalten und entspannt sein. Für neue Geräusche oder ihren Endgegner: Klimpernde Schlüssel oder Hundemarken ist das mit dem „hier rein, da raus“ ganz schwer für sie. Da wir immer wieder an neuen Orten sind, sind da natürlich auch immer neue Geräusche. Und man bekommt in so einem Auto natürlich deutlich mehr von außen mit, als in einer festen Wohnung.
Im Winter, wenn sowieso alle Fenster und Türen geschlossen sind, geht das noch ganz entspannt. Jetzt mit den wärmeren Tagen, wurde es für uns beide zur Geduldsprobe. Denn, damit das Auto sich nicht aufheizt, brauchen wir offene Fenster. Die ersten Tage ging das noch ganz gut. Dann wurde Alma zunehmend genervter und reagierte selbst auf Geräusche, die wirklich weit weg waren.
Nach zwei nervenaufreibenden Tagen fiel mir endlich wieder ein, wie ich solche Situationen letztes Jahr gelöst hatte. Und zum Glück funktioniert das auch jetzt im Camper super. Ich habe einen Film auf meinem Tablet, der fast 3h Laufzeit hat und in dem keine Geräusche vorkommen, die Alma nerven. Diesen Film stelle ich – relativ laut an. So kriegt sie die Geräusche von außen nicht mehr so präsent mit und kann wieder entspannter sein. Gerade wenn ich dann draußen rund um das Auto unterwegs bin, ist das eine richtig tolle Möglichkeit, dass Alma noch entspannt schlafen kann, während ich arbeite.
Rituale und Ankerpunkte im Tagesablauf, auch wenn alles andere sich ständig ändert
Es gibt ein paar lieb gewonnene Abläufe in unserem Leben, die wir auch im Camper nicht missen möchten. Sie geben dem Tag eine Struktur und Alma Halt, damit sie – egal wo wir sind – immer Orientierungspunkte im Alltag hat.
Eines dieser Rituale hat sich, im Vergleich zum Leben in der Wohnung, nur ein bisschen verändert.
Wenn ich aufwache, mache ich mir als einen Tee und gebe Alma ihre Tablette. In der Wohnung haben wir uns dann gemeinsam wieder ins Bett gekuschelt, Alma ganz nah an mich gekuschelt und ich habe in Ruhe meinen Tee getrunken. Danach gibts eine Pipi-Runde für Alma und anschließend ihr Frühstück. Meistens schleppt sie dann irgendeins ihrer Kuscheltiere zum Spielen an. Und dann startet mein Arbeitstag.
Im Camper läuft es ein bisschen anders, aber das Ritual ist im Grunde gleich geblieben. Ich stelle Tee Wasser an, gebe Alma ihre Tablette und wir kuscheln noch ein paar Minuten. Wenn der Tee dann fertig ist, schnappe ich mir meine Tasse. Alma schnappt sich meistens auch irgendwas zum Tragen (Kuscheltier, Schlüsselanhänger) und wir schlendern gemeinsam zu einem schönen Ort in der Nähe. Dort trinke ich meinen Tee, Alma spielt ein bisschen oder erkundet die Gegend. Wenn wir wieder zurückkommen, gibt es Frühstück für Fräulein Punkt. Und ich schalte den Laptop an.
Wie der Tag danach verläuft, ist meistens sehr unterschiedlich. Wann und wie lange ich arbeite, ob wir noch eine große Runde spazieren, oder nur die kurzen Arbeitspausen draußen verbringen. All das ändert sich. Aber unser Start in den Tag und meistens auch das Ende sind fast immer gleich – egal wo wir gerade mit dem Camper sind, oder ob wir sogar in der Wohnung zwischenstoppen.
Das tut uns total gut.
Habt ihr auch solche lieb gewonnenen Rituale, die euch und euren Hunden Struktur im Alltag geben?
Den Hund im Camper allein lassen – so läuft das bei uns
Was für Alma und mich total wichtig ist, ist, dass sie alleine im Claire bleiben kann und dabei genauso entspannt ist wie sonst in der Wohnung. Sie braucht diese Alleinzeit zum Energietanken, schlafen, ausruhen, Reize verarbeiten. Und ich brauche die Gewissheit, dass sie, wenn ich mal nicht mit dabei sein kann, die Zeit sinnvoll schläfrig nutzen kann.
Übrigens kleiner Disclaimer, für alle die jetzt ketegorisch „Aber man lässt den Hund nicht alleine im Auto!“ – rufen wollen.
Claire ist unser zu Hause. Wir leben darin. Was die Temperaturen draußen machen, ist uns herzlich egal. Bisher waren wir hauptsächlich in kalten Monaten unterwegs, in denen drinnen die Heizung lief und kuschelige Wohlfühltemperatur garantierte. Jetzt wo es wärmer wird, steht der Van mit offenen Fenstern und Türen im Schatten (da ist es drinnen kühler als draußen). Denn meistens stehen wir bei Freunden und Familie auf Grundstücken und ich bin ganz in der Nähe. Bald wird noch eine Klimaanlage eingebaut, so dass ich auch bei geschlossenen Fenstern immer angenehme Temperaturen für Alma sorgen kann.
Wenn man nicht sicherstellen kann, dass es weder zu warm noch zu kalt im Auto wird, sollte natürlich kein Hund drin allein bleiben.
In der Wohnung und auch vorher im PKW kann sie absolut entspannt allein sein.
In der Wohnung haben wir unsere Rituale, wenn ich weggehe, damit sie weiß, was jetzt kommt. Damit kommt sie super klar und legt sich, sobald ich weg bin einfach irgendwohin und schläft. Sie bekommt einen Kong mit ein paar Keksen, die sie rausholen kann, während ich rausgehe. Der fungiert gleichzeitig als Ankündigung „du bist jetzt gleich alleine“ und als kleine Ablenkung für den Moment, wo ich wirklich gehe.
Im Auto war sie sowieso in ihrer Box und ich habe lediglich den Sichtschutz runtergeklappt, bevor ich gegangen bin.
Das erste Mal allein im Camper dachte ich: „Das ist ja nur ein größeres Auto, allein sein dürfte kein Problem werden.“. Also hab ich es probiert und Alma hat mir sehr schnell gezeigt, dass es für sie nicht dasselbe ist. Versuch gescheitert. Eine neue Idee musste her.
Also habe ich die Box aus dem Auto in den Camper gebracht und es damit versucht. Das war besser, aber auch noch nicht entspannt. Im nächsten Schritt gab ich ihr den Kong in der Box. Beide Rituale fürs Weggehen waren damit kombiniert. Nach ein paar Übungen klappte das gut und schon relativ entspannt.
Als wir soweit waren, dass sie im Camper in der Box allein sein konnte, probierte ich den nächsten Schritt, als wir auf dem Grundstück einer Freundin standen. Ich war in der Nähe, wollte allerdings, dass Alma im Auto blieb. Ich gab ihr den Kong in der Box und lies die Tür offen. Das klappte super und nach ein paar Malen (wir waren einige Tage dort), lag sie schon oben auf dem Bett und schlief, als ich zurück war. Beim nächsten Versuch schickte ich sie aufs Bett, streute ihr dort ein paar Kekse aus und ging raus. Seitdem machen wir das genauso und sie findet es großartig, ihr eigenes Zimmer immer dabei zu haben und zu schlafen, wann sie will.
Was gar nicht klappt, ist, dass sie sich hinlegt und schläft, wenn sie vorne rausschauen kann. Bin ich also länger weg und will, dass sie schläft, mache ich die Verdunklung im Auto zu, damit sie nicht rausschauen kann. Gehe ich nur einkaufen, oder stoppe kurz irgendwo und bin gleich zurück, entdecke ich sie meist auf dem Fahrersitz rausschauend, wenn ich wiederkomme. Ein lustiges Bild, dass schon viele Zuschauer gefunden hat… 😉
Und jetzt erzähl mal
Warst du mit deinem Hund auch schon mal im Wohnmobil/Wohnwagen, oder gar einfach nur mit dem Zelt unterwegs?
Welche kleinen Brücken habt ihr euch gebaut, damit alles entspannt bleibt? Oder ist dein Hund ein ganz gechillter und fühlt sich einfach überall da wohl, wo du bist und hat mit Veränderungen keine Probleme?