Wir beschäftigen uns heute mit einem der größten Missverständnisse im Zusammenleben mit Hunden: Grenzen setzen beim Hund.
Ein Thema, das so klein klingt – und doch regelmäßig zu Diskussionen, Grabenkämpfen und Verwirrung führt.
Mysteriös, emotional aufgeladen und oft missverstanden.
In den letzten Jahren habe ich unzählige Gespräche mit Hundehaltern darüber geführt, was Grenzen eigentlich sind, wann sie gebraucht werden – und wann sie schlichtweg nicht der wichtigste Punkt sind.
Und je mehr ich darüber spreche, desto klarer wird:
Viele Menschen wissen zwar, dass Grenzen wichtig sind, aber nicht wie sie gesetzt werden – oder warum sie manchmal einfach nicht funktionieren.
Kein Wunder also, dass man schnell den Überblick verliert zwischen all den Tipps, Meinungen und Trainingsansätzen.
„Grenzen setzen“ wird dann zu einem Schlagwort – irgendwo zwischen Strenge und Führung, zwischen Regeln und Orientierung.
Aber was steckt wirklich dahinter?
Darum schauen wir uns in diesem Artikel einmal an:
- wann Grenzen im Hundetraining wirklich Sinn ergeben,
- wann sie nicht vom Hund gehalten werden können, weil wichtige Fähigkeiten fehlen,
- und wie du erkennst, ob dein Hund eine Grenze gerade versteht, selbst halten kann – oder schlicht Hilfe braucht, um das überhaupt zu können.
Wie dein Hund lernt, sich innerhalb der Grenzen zu bewegen
Erst die Straße bauen, dann die Leitplanken aufstellen
Ich erkläre das Thema Grenzen setzen im Hundetraining gerne mit einem Bild:
Stell dir das Verhalten deines Hundes wie eine Straße vor.
- Die Fahrbahn ist das Verhalten, das du dir wünschst – der erlaubte Bereich, in dem sich dein Hund frei bewegen darf.
- Die Leitplanken links und rechts sind die Grenzen in die unerlaubten Bereiche: das, was nicht geht oder gefährlich wäre.
Je nachdem, wie sicher dein Hund sich in einer Situation selbstbestimmt bewegen kann, ist diese Straße mal schmal wie ein Trampelpfad, mal breit wie eine sechsspurige Autobahn.

Bevor du also über Grenzen nachdenkst, musst du dich fragen:
- Gibt es überhaupt schon eine Fahrbahn?
- Weiß mein Hund, wo er sich sicher bewegen darf?
- Habe ich ihm gezeigt, wie das geht?
- Hat er die nötigen Fähigkeiten und inneren Ressourcen um das selbstverantwortlich zu entscheiden und umzusetzen?
Wenn ich nur Leitplanken aufstelle, aber nie erkläre, wo der Weg langführt,
dann wird der Hund immer wieder gegen diese Grenzen stoßen – und ich mich fragen, warum er nicht „lernt“. Das ist wie Topfschlagen an einer Klippe, bei der immer niemand was zur Richtung sagt und man wenn es falsch läuft, leider runterstürzt.
Wie breit die Fahrbahn ist – das hängt von Hund, Situation und Lebensphase ab
Es gibt nicht die eine richtige Grenze, die für alle Hunde gleich gilt.
Die Breite der Fahrbahn – also, wie viel Freiheit oder Regelwerk ein Hund gerade braucht – verändert sich ständig.
- Die äußeren Rahmenbedingungen:
Auf einem belebten Gehweg oder an der Straße ist die Fahrbahn schmal.
Da ist wenig Spielraum – hier braucht dein Hund klare Regeln und Orientierung.
Auf einer großen Wiese oder im Garten darf sie breiter sein: Dein Hund darf ausprobieren, Tempo machen, sich frei bewegen. - Der Hundetyp:
Manche Hunde sind von Natur aus strukturorientierter, andere impulsiver oder experimentierfreudiger.
Manche sind sofort bereit ein Veto ihres Menschen zu akzeptieren, auch wenn das nur 2-mal im Jahr vorkommt. Andere brauchen eine gewisse vorgegebene Struktur, um nicht das Gefühl zu haben, alles allein machen zu müssen und damit auch in anderen Situationen zu übernehmen. - Die Lebensphase:
Ein junger Hund, der mitten in seiner „Ich-probier-mich-aus“-Phase steckt, braucht oft einen engeren Rahmen.
Er testet, sucht Orientierung, braucht Rückmeldung: „Das passt, das nicht.“
Mit zunehmender Reife und innerer Stabilität kannst du die Fahrbahn Schritt für Schritt erweitern.
Irgendwann reicht vielleicht nur noch dein Veto-Recht: „Ich sag Bescheid, wenn’s wichtig ist – sonst mach, wie du denkst.“ - Den Fähigkeiten und Erfahrungen des Hundes:
Kommt der Hund mit Artgenossen und allen Umweltreizen gut klar, kann er mehr Freiheiten und selbstständige Entscheidungen sicher haben, als wenn er Schwierigkeiten hat mit den Reizen umzugehen.
Der Hund, der sein Leben lang, mit Schafen und Rinderherden groß geworden ist und mit denen Entspannt ist, braucht wenig Anleitung im Umgang mit diesen Tieren. Derselbe Hund braucht auf Grund seiner mangelnden Erfahrung in städtischer Umgebung sicher mehr haltgebenden Rahmen.
Orientierung als Ganzes – Wann Grenzen sinnvoll sind (und wann sie nicht reichen)
Ein „So nicht!“ ist wichtig – aber steht selten allein
Wenn ich mit Hundehaltern arbeite, höre ich oft den Satz: „Ich hab ihm schon hundertmal gesagt, dass er das nicht soll!“
Und ja – „So geht’s nicht“ ist eine wichtige Information. Es ist völlig legitim, dem Hund mitzuteilen: „Stopp, das war nicht okay.“
Aber: In den meisten Fällen reicht allein das nicht.
Denn häufig setzen wir dem Hund Grenzen in Situationen, in denen er sich – aus seiner Sicht – völlig normal verhält.
Er folgt schlicht seinen inneren Programmen, seinem hündischen Instinkt oder seinen Emotionen.
Wir sagen „Nein!“, aber der Hund hat keine Ahnung, was stattdessen richtig wäre.
Und er kann es auch gar nicht wissen – weil das gewünschte Verhalten in seinem natürlichen Repertoire nicht vorkommt oder ihm schlicht die Fähigkeiten fehlen, sich anders zu verhalten.
Lass uns also jetzt mal schauen, welche Fälle das sind, in denen die Grenze allein ausreicht und wann nicht.
Wann eine Grenze allein reicht
Es gibt Situationen, in denen eine einfache, klare Grenze völlig ausreicht.
Das sind Momente, in denen ein sehr einfaches Bedürfnis ohne starke Emotion hinter dem Verhalten steht:
- Der Hund möchte aufs Sofa.
- Er will in die Küche, weil’s gut riecht.
- Er nähert sich dem Napf, während du noch fütterst.
- Er möchte das Kuscheltier des Kindes herumtragen.
- Alles essbare auf dem Tisch ist meins.
All das sind Situationen in denen in den allermeisten Fällen ein klares „Nö, das ist nicht erlaubt.“ reicht, um Klarheit für den Hund zu schaffen.
- „Achso, aufs Sofa darf ich nicht.“
- „Achso, in die Küche darf ich nicht.“
- „Achso, dieses Kuscheltier ist tabu.“
- „Achso,…“
Selbstverständlich meine ich damit nicht „einmal kurz gesagt – Thema erledigt“, der Hund braucht wahrscheinlich ein paar Wiederholungen, um zu verstehen, was genau nicht erlaubt ist und je nach Typ wird er auch nach dem Verständnis nochmal nachfragen. Ob man dabei rein körpersprachlich und ursprünglich kommuniziert, oder ob man für das Stopp an der Stelle vorher konkret erlerntes „Hör auf mit dem, was du tust“-Signal nutzt – hängt von dir und deinem Hund ab. Wie kommuniziert ihr? Kannst du deinem Hund gut verständlich machen, was du meinst? Reagiert er gut da drauf? Womit fühlt ihr euch wohl?
Solche Situationen liegen im hündischen Erfahrungsspektrum. „Ey Stopp: Mein Raum, meine Ressource – halt Abstand.“
Darum versteht ein Hund hier eine klare Grenze meist ohne lange Erklärung.
Wichtig ist, dass du konsequent bleibst – also, dass dieselbe Grenze immer gilt.
Dann lernt der Hund schnell: „Ah, okay, diese Regel ist stabil.“
Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen – denn selbst, um solche einfachen Dinge einzuhalten, braucht es ein paar Voraussetzungen:
Manche Hunde sind so aufgeregt, so reizempfänglich oder haben eine so geringe Frustrationstoleranz, dass sie diese Grenze zwar verstanden haben, aber (noch) nicht einhalten können.
Dann muss man an der Fähigkeit arbeiten, Grenzen überhaupt aushalten zu können – also Impulskontrolle, Ruhe und Stressregulation.
Oder daran die Grundruhe auszubauen, damit der Hund überhaupt in der Lage ist vor einer Handlung kurz innezuhalten und zu denken und nicht einfach nur von jedem Impuls von links nach rechts geworfen wird.
Wenn dein Hund also bei solchen Kleinigkeiten nicht in der Lage ist die Grenzen einzuhalten, dann lohnt es sich hinzuschauen:
- Bin ich klar und verständlich für meinen Hund?
- Ist die Regel zuverlässig gleich?
Wenn beides „Ja“ ist und es trotzdem nicht klappt, dann gilt es genauer hinzuschauen, welche grundlegende Themen des Hundes (Stress, Unruhe, mangelnde Frustrationstoleranz, …) hier das Hauptproblem sind und dort anzusetzen
Wann Grenzen allein nicht ausreichen
In vielen anderen Situationen steckt hinter dem Verhalten etwas komplexeres – oft eine starke Emotion oder ein Problem, dass sich schon länger manifestiert aber vorher nicht erkannt wurde.
Ein Beispiel:
Dein Hund bellt, wenn andere Hunde/ Menschen nahe vorbeigehen.
Nicht, weil er dich ärgern will, sondern weil er sich bedrängt, unsicher oder überfordert fühlt. Solche engen Begegnungen würden unter fremden Hunden natürlicherweise nur in absoluten Ausnahmefällen stattfinden. Eigentlich würden sie sich weiträumig aus dem Weg gehen – mit vielen geschwenkten weißen Fahnen, damit es möglichst entspannt bleibt.
In der Situation liegt also eine grundsätzliche Anspannung, für deren Lösung Hunde nicht automatisch mit den passenden Fähigkeiten ausgestattet sind. Sie können das natürlich lernen. Brauchen dafür aber unsere Unterstützung.
Ohne gezielte Lenkung bleibt es dann meistens bei dem Verhalten, was für Hunde in so einer Situation völlig normal ist: Zunächst kommen Übersprungshandlungen und Vermeidung, die im späteren Verlauf in defensive und offensive Abwehr umschlagen.
Wenn ich also einfach nur eine Grenze setzen möchte und sage:
„Hör auf zu bellen!“
versuche ich, ein Symptom zu unterdrücken, ohne die Ursache anzusprechen.
Das ist, als würde man einem Menschen mit Höhenangst sagen: „Hör doch einfach auf, Angst zu haben.“ Oder als würde ich dem überkochenden Topf auf dem Herd, den Deckel draufdrücken, aber die Flamme nicht ausmachen. Das kann kurzfristig helfen (deswegen sind solche Methoden immer noch unfassbar beliebt), aber früher oder später fliegt mir das um die Ohren.
Es geht bei solchen Problemen nicht primär um die Grenze, hier braucht der Hund etwas ganz anderes:
- Fähigkeiten, um Situationen aushalten zu können,
- Vertrauen, dass du ihm hilfst und die Situation nicht noch schwieriger machst,
- und gezieltes und schrittweises Training, um neues Verhalten zu lernen.
Nachdem ich genau weiß, dass mein Hund die nötigen Fähigkeiten hat, um mit der Situation umzugehen und die Emotionen nur noch auf Sparflamme warm werden – DANN kann ich in bestimmten Situationen mit einem „Ey Buddy, wir hatten was anderes besprochen.“ Mühelos ein „Stopp“ anbringen.
Grenze oder Fähigkeit? Die entscheidende Frage
Wenn du das nächste Mal denkst:
„Ich muss meinem Hund hier mal eine Grenze setzen!“
frag dich zuerst:
- Weiß er, was ganz konkret ich stattdessen möchte?
- Hat er die Fähigkeiten, das umzusetzen?
- Oder ist das gerade eine Situation, die er noch nicht bewältigen kann?
Wenn du diese Fragen ehrlich beantwortest, erkennst du schnell:
Grenzen sind wichtig – aber sie funktionieren nur auf dem Fundament von Orientierung und Fähigkeiten.
Sobald der Hund die Fähigkeiten hat sich innerhalb der Leitplanken aufzuhalten, ist die Grenze immer noch da, aber dein Hund wird überwiegend von allein im gewünschten Rahmen bleiben.
Eine Grenze verlangt vom Hund nichts – sie verpflichtet dich
Grenzen setzen heißt Verantwortung übernehmen
Die amerikanische Psychologin Dr. Becky Kennedy (Good Inside) bringt es auf den Punkt:
„Grenzen sind nicht das, was wir unseren Kindern sagen, was sie nicht tun sollen; Grenzen sind das, was wir ihnen sagen, was wir tun werden.“
Und weiter:
„Die Einhaltung der Grenze ist deine Verantwortung. Nicht die des Kindes.“
Das heißt: Wenn ich meinem Kind sage, dass der Fernseher in fünf Minuten ausgeht, und es nicht reagiert – dann ist es meine Aufgabe, den Fernseher auszuschalten. Nicht die des Kindes.
Auch in der Hundeerziehung ist es nicht Aufgabe des Hundes, deine gesetzten Grenzen einzuhalten – es ist deine. Der Hund darf sie austesten. Du bleibst zuständig dafür, dass sie gelten.
Wirksame Grenzen setzen in der Praxis
Ok ok, genug der Theorie. Das war wichtig, damit wir ein Grundverständnis über Grenzen schaffen, dass in der Hundewelt aus meiner Sicht häufig einfach fehlt. Aber jetzt schauen wir uns das mal in der Praxis an.
Wenn mein Hund Verhalten zeigt, dass ich nicht möchte, was mache ich dann?
5 Prinzipien für klar und fair gesetzte Grenzen beim Hund.
0) Vorab: Abbruchsignal trainieren
Vorbereitung: Ich bringe meinem Hund ein Abbruchsignal bei, bei dem er gelernt hat: „Hör auf mit dem was du tust.“ Und „Egal, was ich versuche, ich werde mein Ziel aktuell nicht erreichen.“
Wie man sowas aufbaut habe ich in meinem Buch „Hundetraining für Welpen und Junghunde“ genau beschrieben.
1) Frühzeitig eingreifen
Beobachte deinen Hund gut und handle bestenfalls schon in dem Moment, wo du siehst, dass der GEDANKE an das unerwünschte Verhalten aufkommt oder eben so schnell wie es geht. Warte nicht ab, bis dein Hund konkret anfängt, oder gar erst dann, wenn er es schon ein paar Minuten macht, es dir aber jetzt plötzlich erst auf die Nerven geht.
2) Aktiv und präsent vor Ort entscheiden, nicht passiv aus der Distanz meckern
Wenn du deinen Hund in etwas unterbrechen musst, dann tu das direkt und präsent. 10 mal „Lass das“ aus der Distanz rufen, selbst nur 10% bei der Sache sein und erwarten, dass der Hund daraufhin reagiert, wird nicht klappen.
3) Dranbleiben, bis das Thema durch ist
Die Situation ist dann beendet, wenn dein Hund den Gedanken an das was du nicht möchtest, losgelassen hat und eine andere Handlung angefangen hat. Einmal kurz halbherzig unterbrechen, dich dann wieder umdrehen und wundern, dass der Hund wie gehabt weitermacht und danach sauer sein und heftig reagieren, bringt euch nicht weiter.
4) Vorausschauend handeln – Grenze sichern
Wenn du vorher weißt oder in der Situation merkst, dass dein Hund eine bestimmte Grenze noch nicht selbst halten kann, dann sorgst du dafür, dass du sie für ihn halten kannst.
5) Entwicklung im Blick behalten und Reflektieren
Du musst dieselbe Situation immer und immer wieder klären und es scheint sich langfristig nichts zu ändern? Dann braucht dein Hund mehr Fähigkeiten oder innere Ressourcen um das zu können. Hilf ihm die Grenze zu halten indem du die Situation leichter machst UND ihm konkret beibringst, was zu tun ist. Reflektiere auch regelmäßig dich selbst: Kann dein Hund dich verstehen, so wie du kommunizierst? Bist du verlässlich? Ist die Grenze gleich?
Grenzen am Beispiel
Der Welpe und der Blumentopf
Stell dir vor, dein Welpe hat entdeckt, wie schön es ist, die Erde aus dem Blumentopf im Wohnzimmer zu buddeln.
Wie bringst du deinem Welpen bei, dass der Blumentopf keine Buddelzone ist – 5 Prinzipien?
1. Frühzeitig eingreifen
Du siehst, wie dein Welpe in Richtung Blumentopf schleicht?
Dann unterbrich ihn sofort – nicht erst, wenn die Erde schon fliegt.
2. Nicht vom Sofa aus – sondern vor Ort klären
Geh hin, sei präsent. Rufe das Signal nicht aus dem Nebenraum, sondern kläre die Situation direkt und ruhig. Stoppe deinen Welpen körpersprachlich und mit dem erlernten Signal klar und deutlich. Bleibe dabei freundlich und gelassen. Blumentopf ist nicht erlaubt – ist halt so – kein großes Ding. Achte darauf, dass du die unverschiebbare Grenze auch körperlich bist. Du schubst den Hund nicht zurück, du machst keine schnellen Bewegungen. Du bist die unverrückbare Schranke.
3. Dabei bleiben
Du lässt sofort in dem Moment nach, an dem dein Welpe den Blumentopf gedanklich loslässt. Es reicht nicht, dass er einen halben Schritt zurück macht. Du brauchst gedanklich ein „ok, mach ich halt was anderes“ von deinem Welpen, kein „na gut ich geh mal ein bisschen auf Abstand, vielleicht darf ich danach.“. Diese Akzeptanz ist der Erfolg der Grenze – dabei ist gar nicht wichtig, ob dein Welpe sich körperlich abwendet und was anderes macht. Ob er sich hinsetzt und dich fragend anschaut. Das spielt gar keine große Rolle. Wichtig ist, was seine Intention ist. Keine Sorge, du findest mit der Zeit raus, woran du das bei deinem Hund konkret erkennst.
4. Vorausschauend Handeln
Wenn dein Welpe die Idee nicht loslassen kann, sorge dafür, dass er gar nicht mehr an den Blumentopf rankommt, wenn du gerade keinen Raum hast, das zu klären, oder dein Welpe im Moment nicht in der Lage scheint, das zu verstehen. Wie du das sicherstellst? Egal. Absperrung des Bereiches um den Topf, so dass der Welpe nicht hingehen kann oder Blumentopf woanders hinstellen, Welpe mit aus dem Zimmer nehmen, wenn alles andere nicht sinnvoll geht.
5. Entwicklung reflektieren
Dein Welpe akzeptiert die Grenze, aber 3 Minuten später, führt ihr dieselbe Diskussion? Zeig ihm nach deiner gesetzten Grenze eine erlaubte Beschäftigungsalternative und mach es ihm leichter seine Gedanken in eine erwünschte Richtung zu lenken.
Eigentlich klappt es immer gut ihn an der Stelle zu unterbrechen, aber manchmal kommt deine Grenze einfach nicht an (gerne zu bestimmten Tageszeiten, oder nach Ereignissen). Ok, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dein Welpe gerade überfordert ist und eine Pause braucht. Lass den Blumentopf, Blumentopf und die Grenze, Grenze sein und hilf deinem Welpen runterzukommen und eine ausgiebige Pause zu machen.
Dein Welpe frisst die Erde und scheint völlig verrückt danach zu sein? – Klares Zeichen für: Da passt was in der Ernährung nicht. Geh auf Ursachenforschung und finde heraus, was er braucht.
Der Hund im Freilauf
Dein Hund hört im Freilauf meistens auf den Rückruf. Außer – naja außer es passiert halt dieses eine Ding, was für ihn den Rückruf ausschaltet. Dein Hund ignoriert dich und rast los.
Wie helfen die 5 Prinzipien hier dem Hund eine sinnvolle Grenze zu setzen, die gleichzeitig das unerwünschte Verhalten verhindert und Raum schafft um die nötigen Fähigkeiten aufzubauen?
1. Frühzeitig eingreifen
Reagiere immer und sofort, wenn ein anderer Hund/ Ablenkung/ in Sicht kommt oder die Situation sich ändert in der dein Hund aktuell Schwierigkeiten hat die vereinbarten Regeln des Freilaufs einzuhalten. Achte auf kleine Veränderungen in der Körpersprache. Reagiere nicht erst dann, wenn er schon fast losläuft.
2. Vor Ort klären
„Vor Ort“ ist hier natürlich wesentlich schwieriger, wenn der Hund losgerannt ist. Daher sorgt die Leine dafür, dass du dich an einem Ort mit deinem Hund befindest.;)
Sollte er doch mal nicht reagiert haben und auf ein zweites Rufen bewusst nicht zurückkommen – gehst du hin und holst ihn dort ab. Nicht 20 Mal rufen und hoffen das es irgendwann klappt und danach mit dem Hund meckern.
Und ja: Das heißt im blödesten Fall, dass ich durch einen Bach laufen muss um meinen Hund in dem zu stoppen, was er da grad macht.
3. Dabei bleiben
Erst wenn der Hund zuverlässig und mit ganz klarem Puffer wieder in der Lage ist die Freilaufregeln einzuhalten, kann die Leine wieder weg. Die Leine ist dein Sicherheitsanker, dein Airbag. Gib ihn erst auf, wenn du sicher bist, dass du ihn nicht brauchst.
4. Vorausschauend Handeln
Handle unabhängig davon ob dein Hund in dieser konkreten Situation losgerannt wäre oder nicht. Die Zeit neue Routinen und Abläufe zu etablieren, ist dann, wenn der Hund noch das richtige Verhalten zeigt.
Sichere die Situation direkt, in dem du deinen Hund zu dir rufst und anleinst. Warte nicht, bis er ansetzt loszulaufen oder aufgeregt wird.
Es gibt bestimmte Orte, an denen dein Hund aufgeregter ist? Macht ja nix - mach die Leine dran, dann seid ihr auf der sicheren Seite.
Die Landschaft ist uneinsehbar, hinter der Kurve könnte ein Reiz sein, den dein Hund aktuell nicht gut managen kann. Schadet doch nicht vorher anzuleinen, oder?
5. Entwicklung reflektieren
Kommt es gerade häufiger vor, dass der Freilauf stressig für euch wird, weil die vereinbarten Signale nicht gut klappen, oder dein Hund die Orientierung zu dir nicht halten kann? Ok. Zeit einen Schritt zurückzugehen und zu schauen, wie ihr die Fähigkeiten ausweitet und die inneren Ressourcen aufbaut. Denn offenbar ist grad Sand im Getriebe. Wenn du herausfinden möchtest, wie gut ihr bei den 4 Kompetenzen für den Freilauf aufgestellt seid, kannst du dir den kostenlosen Test hier anfordern.
Besuch wird zu stürmisch begrüßt
Wenn mein Hund Besuch zu stürmisch begrüßt, gestalte ich die Situation so, dass er das unerwünschte Verhalten nicht zeigen kann und optimalerweise unterstütze ich ihn direkt dabei das erwünschte Verhalten zu zeigen – zum Beispiel, indem ich ihn anleine, bevor die Tür aufgeht.
Bestimmt kannst du die 5 Prinzipien an diesem Beispiel jetzt schon allein adaptieren.
Zur Sicherheit – kommt hier, wie ich es umsetzen würde.
1. Frühzeitig eingreifen
Warte nicht ab, bis dein Hund sich schon dem Besuch allein nähert, sondern antizipiere, dass er den Besuch auch diesmal anspringen könnte.
Auf's Springen warten und dann meckern, nützt dir gar nichts.
2. Vor Ort klären
Du bist (wenn gerade das Besucherthema eurer Trainingsthema ist) bei deinem Hund (mental und eventuell auch körperlich). Nicht beim Besuch. Wenn du möchtest, dass dein Hund sein verhalten ändert und sich dafür sehr stark konzentriert, dann kann er erwarten, dass sein Trainer (in diesem Fall du), ebenfalls mit der Konzentration bei der Sache ist.
Bring deinem Hund bei, was genau er in dieser Situation tun soll. Was möchtest du von ihm?
Soll er:
- In einem anderen Raum warten und nicht bis zur Haustür kommen?
- Auf seinem Bett warten?
- Sich neben dir hinsetzen?
- Neben dir stehen?
- Alles erlaubt, solange die Füße auf dem Boden sind?
Mach dir zuerst klar, was du von deinem Hund möchtest und bring es ihm bei mit langsam steigenden Anforderungen.
3. Dabei bleiben
Bleib gedanklich so lange bei deinem Hund, bis du weißt, jetzt ist er entspannt genug. Solange bis du eine Wette abschließen würdest, dass die Gefahr für das unerwünschte Verhalten gebannt ist.
4. Vorausschauend Handeln
Dein Hund schlüpft einfach an dir vorbei und lässt sich nicht einfach so körpersprachlich lenken, wenn Besuch kommt. Die Aufregung ist dafür zu groß? Kein Problem. Leg dir eine Leine im Eingang parat mit der du deinen Hund anleinen und „organisieren“ kannst, bevor du die Tür öffnest.
Oder falls bei euch Besuch unangekündigt kommt, kann auch eine Hausleine helfen, schneller eingreifen zu könne.
Gib dem Besuch (bestenfalls vorher) konkrete Dinge, die er tun kann.
Zum Beispiel:
- Bleib einfach stehen und schau mich an, nicht den Hund.
- Streichle den Hund nur, wenn er alle vier Füße auf dem Boden hat.
- Fass ihn nur ruhig an und sprich unaufgeregt mit ihm.
- …
5. Entwicklung reflektieren
Schau dir rückblickend immer wieder an, ob der neue Ablauf für Beuscher kommen nach Hause für euch gut funktioniert.
- Entspannt mein Hund sich von mal zu mal schneller?
- Klappt es immer besser?
- Kann ich entspannter bleiben?
- Wissen wir alle besser, was konkret zu tun ist, oder bleiben die Fragezeichen?
Wenn du die Fragen mit Ja beantwortest, dann seid ihr auf einem tollen Weg.
Wenn sich nicht viel bewegt, dann liegt es möglicherweise daran, dass ihr nicht den besten Weg für euch ausgesucht habt. Oder noch nicht die passende Idee dabei war, dem Hund genau zu erklären, was er tun kann. Oder der Hund sprudelt über vor Aufregung und weiß gar nicht wohin mit sich, dass man zuerst an der Aufregung arbeiten darf. Oder er fühlt sich bedroht vom Besuch und braucht an dieser Stelle mehr Unterstützung einen Ablauf zu finden, mit dem er sich wohler fühlt. In diesen Fällen braucht es meist individuellere Unterstützung. Ich helfe gern dabei, wenn ihr mich als Wegbegleiterin dabeihaben möchtet.
Hund bellt andere Hunde an (oder Menschen, oder…)
Hier haben wir eine klassische Situation, in der es um viel, viel mehr geht, als zu sagen „Lass das. Ich will das du ruhig bist.“ Das Bellen ist Ausdruck einer großen Emotion und wahrscheinlich eines Problems, dass sich schon viel länger, als dir bekannt ist entwickelt.
Wenn er sich in einer Begegnung (mit Menschen oder Hunden) überfordert zeigt und sich anders verhält, als ich mir das vorstelle, dann bin ich diejenige, die Abstand schafft und damit verhindert, dass er das unerwünschte Verhalten weiter übt. Ich setze hier also die Grenze FÜR meinen Hund und verändere im ersten Schritt die Situation so, dass mein Hund gar nicht erst wieder so reagiert, wie ich es nicht will.
Um ihm dann gezielt und schrittweise die Fähigkeiten beizubringen, die er braucht, damit es auch mit geringerer Distanz entspannt funktioniert. Eine Grenze ist nicht: An der Leine zu rucken, zu schimpfen, Wasser zu spritzen, oder den Hund sonst wie zu strafen, nur weil uns die Emotion, die er zum Ausdruck bringt, nicht gefällt. Und um es ganz deutlich zu sagen: Einen Hund zu strafen, wenn er knurrt, brummt, die Zähne zeigt, abwehrend bellt oder was auch immer er an Abwehrverhalten zeigt – kann dahin führen, dass er beim nächsten Mal ohne Vorwarnung direkt Fakten schafft. Hier einfach eine Grenze setzen zu wollen ohne Fähigkeiten aufzubauen, ist also nicht langfristig unwirksam, sondern auch brandgefährlich. Mehr dazu auch in meinem kostenlosen mini Überblick: 3 typische Fehler in Hundebegegnungen.
Grenzen sind kein Beweis für Erziehung – sie sind Ausdruck von Fürsorge
Eine gut gesetzte Grenze schützt.
Sie gibt Sicherheit, Struktur und Orientierung – nicht nur für den Hund, sondern auch für uns.
Sie ist kein Zeichen von Strenge, sondern von Verlässlichkeit.
Ein Hund, der weiß, dass sein Mensch sich kümmert, dass dieser Rahmen hält, kann sich entspannen. Klarheit und eindeutige Spielregeln für das gemeinsame Leben helfen sich sicher und wohlzufühlen. Er muss nicht selbst regeln, kontrollieren oder Entscheidungen treffen, die ihn überfordern.
So entsteht das, was viele als „Führung“ bezeichnen – und was im Kern nichts anderes ist als gelebte Verantwortung.
Ich hoffe, dieser Artikel hat dir geholfen zu verstehen, wie du Grenzen beim Hund fair und klar setzen kannst – ohne Druck, sondern mit Orientierung. Vielleicht ist dir klar, warum an der ein oder anderen Stelle bei euch immer wieder dasselbe auftaucht.
Es gibt noch so viel mehr zu dem Thema zu erzählen. Als Einstieg und Überblick soll das hier erst einmal genügen.
Weiterführende Infos
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