Schilddrüsendysfunktion beim Hund

Die Schilddrüsendysfunktion ist eine mögliche Ursache warum ein Hund trotz allen Bemühungen nicht im Alltag zurecht kommt. Hundehalter, deren Hund an so einer Störung erkrankt ist, sind oft schon in vielen Hundeschulen gewesen, haben quasi alles ausprobiert. Aber kein Training der Welt hilft.
Dies ist nur ein Beispiel dafür, warum man bei so massiven Problemen, den Gang zum Tierarzt vor das Training stellen sollte.

Was mögliche Symptome einer Schilddrüsendysfunktion beim Hund sein können und wie man damit umgehen kann, fasse ich aus meiner Sicht in diesem Artikel zusammen. Medizinische Hintergründe und Zusammenhänge spare ich bewusst aus – denn ich bin keine Medizinerin. Dieser Artikel ist der erste einer Serie über hyperaktive, nervöse und besonders sensible Hunde.

Symptome

Das offizielle Krankheitsbild der Schilddrüsendysfunktion umfasst folgende mögliche Symptome:

  • stumpfes Fell & vermindertes Fellwachstum
  • Apathie, Unlust, Trägheit
  • Fettleibigkeit
  • Hautprobleme (Schuppen, Warzenbildung, kahle Stellen, offene Ohrspitzen, …)

Allerdings kann es auch das genaue Gegenteil bedeuten – was die Diagnose für Tierärzte, die sich nicht regelmäßig mit diesen Spezialfällen beschäftigen, deutlich erschwert. So sind erfahrungsgemäß auch häufig Hunde betroffen, die:

  • besonders hibbelig und unkonzentriert sind
  • sehr viel fressen, aber trotzdem sehr zierlich und schlank sind
  • immer auf Sendung sind und nicht abschalten können
  • besonders ängstlich/schreckhaft sind
  • schnell frieren, aber auch mit Hitze nicht gut umgehen können

Diagnose und Behandlung

Die Diagnose erfolgt über ein Blutbild mit den entsprechenden Blutwerten im Kontext mit dem Verhaltensbild des Hundes. Wichtig ist es hier alle relevanten Paramenter testen zu lassen. In den meisten Laboren werden unter dem Profil „Schilddrüse Hund“ viel zu wenige Werte analysiert auf deren Basis eine Diagnose nur in sehr wenigen Fällen möglich ist. Leider sind auch die meisten Tierärzte nicht gut genug mit dem Thema vertraut um das zu wissen. Dieses Problem kann man umgehen, indem man sich selbst gut informiert und bei Bedarf mit einem spezialisierten Tierarzt Kontakt aufnimmt. Ganz viele Informationen, kundige Leute und eine Liste mit spezialisierten Tierärzten findet man in der Facebookgruppe Schilddrüse und Verhalten beim Hund.

Nach erfolgter Diagnose wird ein mit dem Problem bekannter Tierarzt testweise ein entsprechendes Präparat verschreiben, mit dem die Hormonwerte wieder in Balance gebracht werden. Bis die richtige Dosierung gefunden ist, kann es einige Zeit dauern und sich auch im Zeitverlauf wieder ändern. Allerdings merkt man meiner Erfahrung nach den Erfolg der Medikamention sehr schnell. Besonders bei sehr nervösen Hunden merkt man bereits innerhalb der ersten 3-4 Tage, ob das Medikament anschlägt oder keine Wirkung bringt. Viele betroffene Halter berichten von einem viel entspannteren Hund, nachdem sie die Hormone mittels Tabletten ergänzen. Sollte damit die hilfreiche Wirkung des Medikaments sichtbar werden, muss die Dosierung meist für jeden einzelnen Hund herausgefunden werden, indem man in Absprache mit dem Tierarzt die Dosis schrittweise verändert, bis das Optimum gefunden ist. Ein kontrollierendes Blutbild nach Veränderung der Dosierung und dann ca. alle 6 Monate ist empfehlenswert.

Warum trainieren hier nicht hilft

Viele Hundehalter sind nach der Einstellung auf das Medikament einerseits sehr erleichtert, endlich den Grund für das Verhalten gefunden zu haben. Verständlich, wenn man bedenkt, dass der Diagnose meist eine Odysee an verschieden Hundetrainern, Hundeschulen und verschiedensten Trainingsmethoden vorausgeht und nichts davon eine Erleichterung des Alltags bewirkt.

Aber warum ist das so, warum bringt das viele Training nichts?
Kurz und klar: Der Hund ist in der Situation nicht in der Lage zu lernen, was jegliches Training völlig überflüssig macht.
Ein Körper dessen Hormonhaushalt nicht im Gleichgewicht sind, leidet unter Dauerstress. Dadurch ist das Hirn nur noch im Überlebensmodus und mit dem Abbau der Stresshormone beschäftigt. Für Lernen, Impulskontrolle oder ähnliches ist hier kein Platz und instinktives Verhalten tritt in den Vordergrund.
Wenn eine Krankheit das Denken und damit Lernen behindert, kann das Verhalten nicht durch Trainieren verändert werden – klingt logisch, oder?

Dazu kommt, dass ein Hund mit Schilddrüsendysfunktion schon im Alltag ständig Stress hat und damit nie wirklich zur Ruhe kommen kann. Chronischer Schlafmangel, Gereiztheit und Fahrigkeit – das kennen wir Menschen auch von uns und wissen, dass in so einer Situation erfolgreiches Lernen nicht möglich ist.

Erst wenn die Ursache gefunden und behandelt ist, kann man das Training wieder aufnehmen und wird schnell einen Erfolg sehen können.
Hier spielen wie so oft im Leben eine Menge Facetten eine Rolle. Selten ist die Lösung ein bloßes Training bestimmter Situationen. Die größten Veränderungen lassen sich meist durch Anpassungen im Tagesablauf und dadurch geschaffene Reduktion des Stresslevels erreichen.
Hierbei kann man schon kurzfristig, innerhalb einer Woche, aber viel mehr im längerfristigen Zeitverlauf große Verbesserungen beobachten. Die Situationen, die tatsächlich noch speziellem Training bedürfen, minimieren sich dadurch schon von allein.

Blogreihe – hyperaktive Hunde – Start

Dies ist der Start einer Blogreihe über hyperaktive und besonders sensible Hunde.
Ich werde über Ursachen, Stress bei Hunden und Lösungsansätze sprechen.

Wie Stress beim Hund entsteht und was man tun kann, um das Stresslevel akut und langfristig zu senken, wird Thema eines der nächsten Blogartikel sein.

Dieser Artikel ist Teil der Blog-Parade von dogeridoo zum Thema „besondere Hunde – besondere Maßnahmen“ –Link