Wenn der Welpe einzieht – und plötzlich alles Kopf steht
Warum das Chaos ganz normal ist (und wie du gut durch diese Phase kommst)
Du hast dir viele Gedanken gemacht.
Du hast recherchiert, Bücher gelesen, dich vorbereitet. Du hattest eine klare Vorstellung davon, wie dein Leben mit Hund aussehen soll.
Vielleicht hast du schon lange von einem Welpen geträumt. Vielleicht kam die Entscheidung ganz bewusst zu einem bestimmten Zeitpunkt. Vielleicht war da sogar schon ein älterer Hund im Haus – und nun sollte ein kleiner Begleiter dazu kommen.
Und dann ist es endlich soweit: Der Welpe zieht ein.
Er ist niedlich. Weich. Riecht nach Welpe.
Und irgendwie… ist plötzlich alles anders.
„Ich hätte nie gedacht, dass es SO wird.“
Dieser Satz fällt in meinen Einzelcoachings regelmäßig. Und zwar nicht von Menschen, die sich unüberlegt einen Hund ins Haus geholt haben, sondern von denen, die sich besonders viele Gedanken gemacht haben.
Und trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – kommt sie oft:
Die Überforderung.
Die Erschöpfung.
Das Gefühl, alles falsch zu machen.
Warum fühlt sich das so chaotisch an?
In den ersten Tagen (und Wochen) mit Welpe passiert auf einmal sehr viel gleichzeitig:
- Schlaf fehlt, weil Nächte plötzlich aus Pipigängen und Jaulen bestehen.
- Der Tagesablauf ist zerrissen, weil nichts mehr planbar ist.
- Die Wohnung wird zur Sicherheitszone, zur Welpenschule, zur Baustelle.
- Die Theorie aus Büchern trifft auf lebendige, quirlige Realität.
Das kleine Wesen, das man ins Haus geholt hat, bringt seine eigene Energie mit – und oft auch seine eigene Vorstellung davon, wie ein guter Tag aussieht.
Besonders die Themen Stubenreinheit oder Beißen können dabei schnell zu einer echten Geduldsprobe werden.
Falls du hier gerade hängst, helfen dir vielleicht diese Artikel weiter:
- So klappt die Stubenreinheit
- Die 6 häufigsten Fehler bei der Stubenreinheit
- Wenn der Welpe beißt – und es plötzlich wehtut
„Ich weiß, dass ich auf Ruhe achten soll, aber…“
Viele frischgebackene Welpenhalter kennen dieses Gefühl:
Man weiß, wie wichtig Ruhephasen sind – und trotzdem scheint es unmöglich, den Welpen zur Ruhe zu bringen.
Man weiß, dass man Überforderung vermeiden soll – und trotzdem scheint jeder Tag ein kleines Abenteuer im Chaos zu sein.
Der Alltag mit einem Welpen ist keine Checkliste.
Es ist eine Beziehung, die sich entwickeln darf.
Und Entwicklung bedeutet:
Es wird ausprobiert,
es wird überschritten,
es wird gelernt.
Falls du dich fragst, wie viel Ruhe ein Hund überhaupt braucht:
Hier findest du einen Artikel über das Schlafbedürfnis des Hundes
Welpen sind… nun ja: Welpen.
Ein Welpe ist kein halbfertiger Hund.
Ein Welpe ist ein Baby. Voller Tatendrang, Energie und Lebensfreude – aber auch völlig neu in dieser Welt.
Dass dabei Frust, Ungeduld und kleine „Trotzanfälle“ dazugehören, ist völlig normal.
„Ich glaube, ich hab einfach den falschen Welpen erwischt…“
Natürlich ist es wichtig, sich vorher Gedanken zu machen – und viele tun das auch sehr sorgfältig.
Vielleicht hast du dich bewusst für einen ruhigen, ausgeglichenen Welpen entschieden.
Und das ist auch gut so.
Aber: Auch der spätere „Traumhund“ startet als quirliges, kindlich-körniges Wesen, das noch viel lernen darf.
Frustrationstoleranz, Impulskontrolle, Gelassenheit – all das sind Fähigkeiten, die wachsen müssen.
Wie bei Kindern auch braucht es dafür Erlebnisse, kleine Krisen, liebevolle Grenzen – und eine ruhige Begleitung.
Dass Welpen mal motzen, bellen oder frustriert sind, wenn sie nicht bekommen, was sie wollen, gehört dazu.
Und genau hier beginnt das Lernen fürs Leben.
Was ich meinen Kund*innen in dieser Phase mitgebe
Ganz oft sind es keine perfekten Pläne, die in dieser Zeit helfen.
Sondern Sätze wie:
– „Das ist normal.“
– „Du machst das gut.“
– „Es darf gerade anstrengend sein.“
– „Es wird leichter – wirklich.“
Es geht darum, Menschen aus der Panik zu holen – und hinein in einen Alltag, der gemeinsam wächst.
Was wir im Coaching wirklich machen
Manche denken bei „Training“ sofort an Übungen und Kommandos.
Aber in dieser frühen Zeit geht es um etwas anderes:
Wir setzen gemeinsam einen Alltag auf, in dem dein Welpe lernen darf.
Einen Alltag, der Struktur gibt, Sicherheit bietet – und gleichzeitig Platz lässt für die Entwicklung deines kleinen Hundes.
Natürlich gehören dazu auch kleine, passende Übungen (z.B. Impulskontrolle, Ruheübungen, erste Rückrufspiele).
Aber sie stehen nie für sich allein – sondern sind eingebettet in euer gemeinsames Leben.
[Hier findest du mehr Infos zu meinem Online-Einzelcoaching
Unterstützung auf mehreren Wegen
Wenn du dir zusätzlich noch mehr Wissen kompakt und leicht verständlich holen möchtest, dann ist mein Buch „Hundetraining für Welpen und Junghunde“ genau das Richtige für dich.
Es begleitet dich durch die wichtigsten Themen der ersten Wochen und Monate – verständlich, empathisch und praxisnah.
Und falls du dich fragst, ob eine Welpengruppe für dich und deinen Hund das Richtige ist, findest du hier einen hilfreichen Artikel:
Welpengruppe – Fluch oder Segen?
Zum Schluss
Nein – du hast keinen „Problemhund“ ins Haus geholt.
Nein – du hast nichts falsch gemacht.
Ja – es darf sich anstrengend anfühlen.
Und ja – es wird besser.
Dein Weg beginnt genau jetzt. Und er darf chaotisch, wild und wunderschön sein.
P.S.: Wenn dein Welpe plötzlich ängstlich wirkt oder sich vor Dingen gruselt, die ihn vorher nicht interessiert haben – dann kann das mit den sogenannten *Spooky Periods* zu tun haben.
Was das ist und wie du gut damit umgehst, liest du hier.