âIch hab hier ein Leckerli fĂŒr meinen Hund, damit er freiwillig zu mir zurĂŒckkommt.â
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So oder Ă€hnlich hört sich das an, wenn meine Oma mir von ihren Erfahrungen mit ihrem Hund berichtet. Meiner Oma versuche ich schon lĂ€ngst nicht mehr zu erklĂ€ren, dass es einen Unterschied zwischen Belohnung beim Training und Bestechung gibt. Und ich sage ihr auch nicht, dass sie ihren Hund besticht. So lange sie glĂŒcklich ist und es dem Hund gut geht, bin ich auch zufrieden.
Bei dir â da du meinen Blog liest â stoĂe ich wahrscheinlich nicht auf taube Ohren oder heiĂt es in dem Fall âblinde Augenâ?
Daher soll es heute genau darum gehen. Ich erklÀre dir was der Unterschied zwischen Bestechung und Belohnung ist und auf welche Details du im Training mit deinem Hund achten kannst, damit es echtes Training und nicht Bestechung ist.
Auch mit einem anderen meiner Lieblings-Schmunzel-SÀtze rÀume ich hiermit auf.
âIch trainiere nicht mit Leckerchen, mein Hund soll das fĂŒr mich machen.â
Denn richtiges Training mit Leckerlis als Belohnung fĂŒhren nicht dazu das der Hund etwas ânur wegen des Leckerchliesâ tut.
Der Unterschied zwischen Bestechung und Belohnung in der Hundeerziehung
Ich definiere zunĂ€chst beide Begriffe, damit du weiĂt, was ich darunter verstehe und gebe dir ein Beispiel.
Bestechung â âAlles fĂŒr den Dackel, alles fĂŒr den Keksâ
Ich rede von Bestechung wenn ich meine, dass ein Hund ein Verhalten nur dann zeigt, wenn ich ihm einen Vorteil davon verspreche. Auf Hundewiesen lÀsst sich immer wieder folgendes Schauspiel beobachten:
Frauchen ruft nach ihrem Hund, âFiedo hierâ, âFiedo hierherâ, âFieeeeedoooo loooos jetztâ. Fiedo kommt nicht. Als letzte Chance zieht Frauchen die Leckerli-TĂŒte aus der Tasche und wedelt damit untermalt von âFiedo komm herâ. DAS ist Bestechung. Der Hund hat wahrscheinlich nie gelernt wirklich auf das Signal (was im ĂŒbrigen auch nicht eindeutig ist) zu reagieren.
â Sondern er hat gelernt â âSuper in dieser TĂŒte ist was leckeres, toll dass Frauchen mich darauf aufmerksam macht, dann hol ich mir das mal ab.â Das bedeutet nicht, dass er beim nĂ€chsten Mal, wenn Frauchen ruft, verstanden hat, dass er kommen soll, sondern er wird darauf warten bis die TĂŒte wedelt.
Bestechung ist also, wenn ich dem Hund das Leckerli in Aussicht stelle BEVOR er das gewĂŒnschte Verhalten gezeigt hat. In diesem Fall reagiert der Hund wegen des Leckerlis und nicht wegen der Aufforderung.
Belohnung â âso istâs ein feiner Hundâ
Von Belohnung kann im Gegensatz zur Bestechung nur dann gesprochen werden, wenn sie NACH dem geforderten Verhalten kommt, denn sonst wÀre es ja die Bestechung.
Ein gutes Beispiel dafĂŒr ist das Training mit Markersignalen. Ein Markersignal ist grob gesagt ein Signal (z.B. ein GerĂ€usch), das dem Hund sagt âdas was du jetzt gerade tust ist tollâ und (je nach Markermethode) auch ein Versprechen auf eine Belohnung.
Bleiben wir wieder beim RĂŒckrufbeispiel:
Frauchen ruft âFiedo hierherâ â Fiedo hat vorher gelernt, was das bedeutet, dreht auf dem Absatz um und flitzt zu Frauchen. DafĂŒr, dass er so gut reagiert hat, holt Frauchen erst in dem Moment, in dem er da ist, ein Leckerli aus der Tasche und bestĂ€tigt ihn damit in seinem Verhalten.
In diesem Fall weiĂ der Hund vorher nicht, ob eine Belohnung folgt oder nicht. Er kommt zurĂŒck und reagiert damit auf den RĂŒckruf, weil sein Frauchen ihn gerufen hat. Und vielleicht auch ein kleines bisschen, weil er auf einen Belohnung hofft. Aber er kommt NICHT deswegen, weil die LeckerlitĂŒte geraschelt hat.
Was ist fĂŒrs Hundetraining im Zusammenhang (mit Belohnung und Bestechung) wichtig?
Dein Ziel, wenn du deinem Hund etwas beibringst, ist wahrscheinlich, Ă€hnlich wie meins auch, dass er das gewĂŒnschte Verhalten zuverlĂ€ssig zeigt und zwar auch dann, wenn du gerade keine Kekse dabei hast.
Wenn du im Training auf ein paar Dinge achtest, wird das auch funktionieren.
- Im ersten Schritt erklÀrst du deinem Hund, was du von ihm möchtest.
An diesem Punkt gibt es verschiedene Möglichkeiten, ich erlĂ€utere nur eine im Detail, da sie den Unterschied zwischen Bestechung und Belohnung nochmals verdeutlicht. Eine Variante ist, zu warten bis der Hund das Verhalten von alleine zeigt und ihn dann zu bestĂ€tigen â reine Belohnung, keine Bestechung. Eine andere hat mit Bestechung zu tun â ja richtig gelesen, manchmal kommt Bestechung auch im Training vor.
Aber nur und zwar wirklich nur im allerersten Schritt. Im Trainingsaufbau hast du damit die Möglichkeit, deinen Hund in eine bestimmte Position zu locken.
HĂ€ufig bei Aufbau des Signals âSitzâ. Du hĂ€lst ein Leckerli und fĂŒhrst es von der Nase deines Hundes nach oben ĂŒber seinen Kopf. Die meisten Hunde werden sich dann setzen. Sobald er sitzt, bekommt der Hund das Leckerli. Schon bald hat dein Hund verstanden was er tun soll. Dann reicht die Handbewegung ohne Leckerli und mit der anderen Hand greifst du erst, wenn der Hund sitzt zum Leckerli und belohnst deinen Hund wĂ€hrend er sitzt.
Damit ist schon kurze Zeit nach Beginn die Bestechung wieder eliminiert und die Belohnung in euer Training eingezogen. - VerĂ€ndere die Ăbungssituation.
Hunde lernen stark im Zusammenhang mit allem, was um sie herum stattfindet. Ăbst du also immer nur im Wohnzimmer, fĂ€llt es deinem Hund schwer, das auch drauĂen umzusetzen. (Das ist der Grund, warum es MusterschĂŒler auf dem Hundeplatz gibt, die auĂerhalb des GelĂ€ndes scheinbar taub sind.)
Deshalb ist der nÀchste Schritt, die Umgebung und Situation zu verÀndern. Hier das selbe Spiel. Du gibst das Signal (immer noch NUR die Handbewegung ohne Wort) und sobald dein Hund sitzt, gibst du ihm aus der anderen Hand eine Belohnung.
WICHTIG: Achte darauf, dass deine Hand nicht in die Leckerlitasche geht BEVOR der Hund das Verhalten ausgefĂŒhrt hat. Sonst wird irgendwann diese kleine Bewegung zum Signal. Alles, was in Richtung Belohnung geht passiert NACH dem Verhalten.
3. Steigere die Ablenkung und erhöhe damit den Schwierigkeitsgrad. Wenn du deinem Hund in verschiedenen Situationen erklĂ€rt hast, was das Signal bedeutet, ist er ungefĂ€hr auf Grundschulniveau. Das Verhalten dann aber auch unter Ablenkung genauso zu können, gleicht einer AbiturprĂŒfung. Die dazwischen liegenden Schulklassen wollen auch geĂŒbt werden. Daher ĂŒberleg dir, welche Ablenkungen wie schwierig fĂŒr deinen Hund sind und starte mit der leichtesten.
4. Variiere die Belohnung. Wenn dein Hund weiĂ, was gemeint ist und du auch unter Ablenkung sicher sein kannst, das es klappt, ist es Zeit die Belohnung zu variieren, so dass du nicht jedes Mal ein Leckerli brauchst. Belohne nun nur noch die besseren Versuche. Also eine schnelle Reaktion oder die AusfĂŒhrung auch unter Ablenkung. So erreichst du, dass dein Hund sich mehr anstrengt und gleichzeitig lernt er bereits, dass nicht immer ein Leckerli folgt. SelbstverstĂ€ndlich kannst du immer ein âbravâ oder âtoll gemachtâ als Stimmlob nutzen. Der Effekt der wechselnden Belohnung ist wie bei einem Spielautomaten: Gerade WEIL nicht klar ist, ob es einen Gewinn gibt oder nicht, ist der Reiz so groĂ.
Mit diesen 4 Schritten lernt dein Hund auch ohne Leckerli & ohne Bestechung auf ein Signal zu reagieren.
Wenn du weitere Tipps zum Training und speziell fĂŒr den RĂŒckruf haben möchtest, dann lies hier weiter:
Die 5 Geheimnisse des perfekten RĂŒckrufs.