Gutes Training ist wichtig, dennoch reicht das nicht, damit der Hund sich „gut benehmen“ kann.

Hundetraining ist in aller Munde. Es wird fleißig trainiert und über verschiedene Methoden diskutiert. Egal welche Herausforderungen du mit deinem Hund hast, der erste Ansatz, den du als Tipp bekommst, ist sicher „das kann man doch trainieren“. Kann man sicher – aber in verschiedenen Situationen macht bloßes Training aus meiner Sicht keinen Sinn.

Warum ich das so sehe und was für mich der Unterschied zwischen Hundetraining und Erziehung ist, darum geht es in diesem Artikel.
Inspiriert dazu hat mich übrigens Dini von Hundekind Abby in einem ihrer Blogartikel in dem sie ein tolles Buch vorgestellt hat.

Der Unterschied zwischen Hundeerziehung und -training

Der Begriff Training bedeutet für mich: Ich bringe dem Hund bei, was bestimmte Worte bedeuten und was ich dadurch von ihm möchte. Ich erzeuge also eine Reiz-Reaktions-Kette – Lieber Hund, wenn folgendes passiert/ ich folgendes Wort sage/ etc., dann tue bitte das.
Ich erkläre meinem Hund also was ich von ihm möchte, sage ihm wie das was er tut heißt und erwarte später von ihm, dass er dieselbe Reaktion ebenfalls auf das Signal hin ausführt. Optimalerweise belohne ich den Hund dafür wenn er das Richtige tut.

Mit Training kann ich wunderbar bestimmtes Verhalten einfangen und später wieder abrufen, was es mir im Alltag deutlich leichter macht, den Hund in Gefahren- oder auch Standardsituationen zu steuern. Das ist toll!

Mein persönliches Ziel im alltäglichen Zusammenleben mit meinem Hund ist jedoch, dass alles so eingespielt abläuft, dass ich möglichst wenige Signale brauche. Es gibt bei uns Spaziergänge, in denen ich Alma kein einziges Mal über trainierte Signale anspreche. Das ist sehr entspannend für uns beide und fühlt sich einfach natürlich an, weil unsere Kommunikation unaufwändig und ganz fein funktioniert.

Diese unaufwändige Kommunikation erreiche ich jedoch nicht, indem ich Alma neue Dinge beibringe, sonder über Erziehung.
Ein Hund der sich gut benehmen kann, ist für jeden anders definiert, aber egal was für dich ein gutes Benehmen ausmacht, es geht immer um das einhalten von gewissen Regeln und um Rücksichtnahme gegenüber anderen Menschen, anderen Lebewesen und der Natur. Dem Hund die Welt zu erklären und ihn mit den Regeln (die du für euch als wichtig erachtest) vertraut zu machen, das fällt für mich in den Bereich der Erziehung. Typische Situationen, die in Almas und meinem Alltag gelten, sind zB: Nicht aus dem Auto aussteigen bis ich den Raum freigebe, oder das Wege nicht verlassen/Felder nicht betreten werden. Erziehung erklärt die Welt: DAS ist super und HIER ist eine Grenze, die auch für dich gilt.

In der Praxis wird fleißig trainiert und zu wenig erzogen

In der Praxis und in populären Veröffentlichungen zum Thema Hund steht ganz häufig das Training im Vordergrund.
Völlig klar, das lässt sich auch deutlich leichter erklären als das zarte Konstrukt aus Beziehung und Führung, dass für eine gute Erziehung nötig ist.
Trainieren kann im Grunde jeder Mensch, jeden Hund, solange er „nur“ die Lerngesetze befolgen kann und in der Lage ist den Hund zu motivieren. Was nicht bedeutet, dass Hundetraining einfach oder gar trivial ist. Ich meine nur, dass es sich leichter erklären lässt.

Grundvoraussetzung das der Hund sich an mir orientiert, mir vertraut und folgt, ist aber, dass ich aus Hundesicht vertrauenswürdig bin und Führungsqualitäten habe. Nur wenn das gegeben ist, bin ich aus Sicht des Hundes auch kompetent um Regeln aufzustellen. Wenn ich diese souveräne Verantwortung und Führung des Alltags übernehme und innehabe, dann erst kann ich meinem Hund auch die Welt erklären.

Ich habe schon Kunden im Training gehabt, die wahre Trainingsweltmeister waren. Die Hunde konnten unzählige Kommandos wunderbar ausführen. Und trotzdem kamen sie zu mir und die Hunde konnten zunächst nicht frei laufen, weil die grundlegenden Dinge wie auf dem Weg bleiben, oder dem Radfahrer nicht hinterher rennen, nicht funktioniert haben. Auf dem Hundeplatz wahre Musterschüler, im Alltag ein schwieriges Zusammenleben. Das gibt es ganz oft. Die Ursache ist meistens, dass dem Hund Grenzen bzw. Leitplanken fehlen, an denen er sich orientieren kann.

Warum Grenzen zur Hundeerziehung dazugehören

Grenzen sind die Leitplanken des Lebens, sie geben einen Handlungsspielraum vor und schaffen damit einen Verhaltenskorridor. In diesem Korridor sind viele Möglichkeiten offen aber auch einige von vornherein ausgeschlossen. Grenzen sind keineswegs etwas negatives, sondern schaffen Sicherheit für alle Beteiligten. Ich stelle mir den Handlungsspielraum den ich den Hunden ermögliche gerne als Leitplanken auf der Strasse vor. Diese dienen der Sicherheit der Autofahrer, denn hinter den Leitplanken wird es oft gefährlich.

Grenzen schaffen also Sicherheit, nicht nur körperlich, sonder auch mental. Wenn ich genau weiß was von mir erwartet wird und was nicht erwünscht ist, kann ich mich entspannen. Unsere Hunde orientieren sich nur zu gern an diesen Leitlinien, denn so lassen sich unsere menschlichen Regeln einfacher verstehen.

Kennt mein Hund solche Grenzen, kann ich ihm deutlich mehr Freiheit ermöglichen, als einem Hund, dem die Regeln des Zusammenlebens nicht klar sind. Dazu kommt, dass es am Ende auch für Mensch und Hund entspannter ist, wenn jeder weiß was zu tun oder eben nicht zu tun ist. Nur so sind solche stillen Spaziergänge und einfach nur beisammen sein möglich, ohne ständig irgendwelche Anforderungen an den Hund zu stellen („komm her“, „bleib“, „sitz“, „bei Fuß“).

Für unsere Hunde muss das menschliche Leben manchmal dem Spiel „Topf schlagen“ gleichen. Sie brauchen uns Menschen um ihnen zu sagen was das Richtige in der jeweiligen Situation ist. Denn Prinzipien wie das Wegerecht, dass für uns Menschen völlig normal ist, ist für Hund völlig fremd. Sie brauchen also unsere Hilfe um das zu verstehen. Versuche ich dem Hund diese Dinge mit bloßem „Training“ verständlich zu machen, dann brauche ich auch immer wieder Signale. Auf der anderen Seite ist es für den Hund, dann wie beim Topf schlagen mit nur einem Wort: „heiß“ ODER „kalt“. Stell dir das mal vor – wie blöd dieses Spiel dann wäre.
Viel besser verständlich ist es doch, wenn ich beide Hilfestellungen habe: „Ja, das ist gut“ UND „nee, das ist eher doof“.

Es geht beim Grenzen setzen nicht darum, den Hund in irgendeiner Weise zu bedrängen oder gar handgreiflich zu werden. Es ist durchaus möglich eine klare Richtung vorzugeben und eben auch zu sagen „Nein, das möchte ich nicht“, ohne dabei Gewalt anzuwenden. Wenn der Mensch Führung und Verantwortung übernimmt und als kompetenter Fels in der Brandung für den Hund verfügbar ist, dann wird er sich liebend gern daran orientieren, was wir ihm zeigen.

 

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