„Frau Meier, wenn sie dieses Projekt rechtzeitig abschließen, dürfen sie es in 2 Wochen vor der gesamten Belegschaft selbst präsentieren!“ Ob Frau Meier das als Belohnung oder vielleicht sogar Strafe empfindet, hängt davon ab, ob so eine Präsentation ihr Freude bereitet oder ob sie Angst davor hat und vielleicht nie im Leben vorhat, vor so vielen Menschen zu sprechen.
Eine Belohnung ist immer das, was der zu belohnende als Belohnung empfindet!
Im Falle deines Hundes: Es kommt darauf an, was dein Hund als Belohnung empfindet und nicht was du meinst, was eine Belohnung ist!
In einem vorangegangenen Artikel habe ich bereits darüber geschrieben, was der Unterschied zwischen Bestechung und Belohnung ist. Wenn du immer noch der Meinung bist, dass du deinen Hund mit deiner Belohnung bestichst etwas für dich zu tun, dann lies doch hier nochmal rein: Wie du deinen Hund belohnst ohne ihn zu bestechen!
In diesem Artikel gehe ich darauf ein, worauf es bei der Belohnung ankommt und wie du die richtige Option für deinen Hund und die jeweilige Situation findest. Zunächst starten wir mit meiner Liste von 15 Möglichkeiten deinen Hund zu belohnen – schreib mir gerne in die Kommentare, wenn dir noch mehr einfallen! Wenn du den Balken unter diesem Absatz über das Plus aufklappst, kannst du deinen Auszug davon lesen.
Belohnung oder Bestechung?
{Auszug aus eigenem Blogartikel}
Der Unterschied zwischen Bestechung und Belohnung in der Hundeerziehung
Ich definiere zunächst beide Begriffe, damit du weißt, was ich darunter verstehe und gebe dir ein Beispiel.
Bestechung – „Alles für den Dackel, alles für den Keks“
Ich rede von Bestechung wenn ich meine, dass ein Hund ein Verhalten nur dann zeigt, wenn ich ihm einen Vorteil davon verspreche. Auf Hundewiesen lässt sich immer wieder folgendes Schauspiel beobachten:
Frauchen ruft nach ihrem Hund, „Fiedo hier“, „Fiedo hierher“, „Fieeeeedoooo loooos jetzt“. Fiedo kommt nicht. Als letzte Chance zieht Frauchen die Leckerli-Tüte aus der Tasche und wedelt damit untermalt von „Fiedo komm her“. DAS ist Bestechung. Der Hund hat wahrscheinlich nie gelernt wirklich auf das Signal (was im übrigen auch nicht eindeutig ist) zu reagieren.
– Sondern er hat gelernt – „Super in dieser Tüte ist was leckeres, toll dass Frauchen mich darauf aufmerksam macht, dann hol ich mir das mal ab.“ Das bedeutet nicht, dass er beim nächsten Mal, wenn Frauchen ruft, verstanden hat, dass er kommen soll, sondern er wird darauf warten bis die Tüte wedelt.
Bestechung ist also, wenn ich dem Hund das Leckerli in Aussicht stelle BEVOR er das gewünschte Verhalten gezeigt hat. In diesem Fall reagiert der Hund wegen des Leckerlis und nicht wegen der Aufforderung.
Belohnung – „so ist’s ein feiner Hund“
Von Belohnung kann im Gegensatz zur Bestechung nur dann gesprochen werden, wenn sie NACH dem geforderten Verhalten kommt, denn sonst wäre es ja die Bestechung.
Ein gutes Beispiel dafür ist das Training mit Markersignalen. Ein Markersignal ist grob gesagt ein Signal (z.B. ein Geräusch), das dem Hund sagt „das was du jetzt gerade tust ist toll“ und (je nach Markermethode) auch ein Versprechen auf eine Belohnung.
Bleiben wir wieder beim Rückrufbeispiel:
Frauchen ruft „Fiedo hierher“ – Fiedo hat vorher gelernt, was das bedeutet, dreht auf dem Absatz um und flitzt zu Frauchen. Dafür, dass er so gut reagiert hat, holt Frauchen erst in dem Moment, in dem er da ist, ein Leckerli aus der Tasche und bestätigt ihn damit in seinem Verhalten.
In diesem Fall weiß der Hund vorher nicht, ob eine Belohnung folgt oder nicht. Er kommt zurück und reagiert damit auf den Rückruf, weil sein Frauchen ihn gerufen hat. Und vielleicht auch ein kleines bisschen, weil er auf einen Belohnung hofft. Aber er kommt NICHT deswegen, weil die Leckerlitüte geraschelt hat.
15 Möglichkeiten deinen Hund zu belohnen
- gemeinsames Spiel
- Rennen dürfen
- in Ruhe schnüffeln
- Suchspiel
- Keks
- Superleckerli
- Tube schlecken
- Ballspiel
- Massage
- kurzes Streicheln
- Wortlob „fein“, „super“, „prima“
- zum anderen Hund dürfen
- aus der Situation rausgehen
- Lieblingsspielzeug tragen
- Aufmerksamkeitspause „mach mal dein Ding“
- …
Finde heraus, was für deinen Hund die Belohnung ist
Damit du später aus verschiedenen Möglichkeiten schöpfen kannst, schreibe dir auf, was für deinen Hund eine Belohnung ist. Mach dir eine lange Liste und beginne dann herauszufinden welche Priorität dein Hund dieser Belohnung gibt.
Meine Liste oben kann dir als Anregung dienen. Einige Dinge davon werden auch für deinen Hund passen, andere wiederum nimmt dein Hund möglicherweise überhaupt nicht positiv wahr. Es gibt beispielsweise Hunde, die es völlig daneben finden, draußen angefasst zu werden. Dann wäre streicheln als Lob eher ungeeignet. Steht dein Hund eher nicht auf Futter in jeder Lebenslage, dann landet das eher am unteren Ende der Liste, fährt er auf Futter aller Art total ab – dann kann das sehr weit oben stehen.
Was das Richtige ist, ist also sehr individuell und von Hund zu Hund verschieden. Außerdem darfst du bei der Wahl deines Lobs auch die Situation und dein Ziel mitberücksichtigen.
Die passende Belohnung für jede Situation
Je nachdem, was du gerade übst, kann es sein, das jeweils verschiedene Lobformen Sinn machen. Ich gebe dir drei Beispiele, anhand denen du besser verstehst, was ich damit meine.
- Du gehst mit deinem Junghund in fremder Umgebung spazieren. Ihm fällt es schwer, sich auf dich zu konzentrieren, weil im Umfeld alles so spannend ist. Da sind tausende von Gerüchen, neue Bäume, tolles Gras, … . Du schaffst eine Übungssituation und übst mit deinem Hund ein paar Minuten lang einige Signale. Während der Übungsphase ist dein Hund sehr konzentriert und macht super mit. Ein Lob könnte hier sein, die Übung aufzulösen und den Hund im Umkreis in aller Ruhe alles anschauen und beschnüffeln zu lassen. Anschließend gehst du wieder zu kurzen Übungseinheiten über.
- Du übst mit deinem Hund den Rückruf. Mit Futter ist er nur schwer zu motivieren. Bei so einer Übung finden die meisten Hunde es ziemlich doof, anschließend angefasst zu werden. Es bietet sich an, für die Rückrufübung das Lieblingsspielzeug dabei zu haben und das als Lob einzusetzen.
- Dein Hund hat Probleme/Angst vor rennenden Kindern. Futter nimmt er in der Situation nicht an. Du übst natürlich in einem Abstand, der deinem Hund Lernen ermöglicht und ihn nicht überfordert. Während ihr aus der Entfernung den Kindern zuschaut, unterstützt du deinen Hund mit einer Berührung. Kann er für einige Momente ruhig bleiben und schaut den Kindern zu, ohne sofort wegrennen zu wollen, beendest du diese Übung und gehst aus der Situation raus. Gerade bei Angstthematiken ist es oft hilfreich, das Verlassen der Situation als zusätzliches Lob zu verwenden und zwischendurch die Spannung abzubauen.
- Dein Hund findet fremde Hunde total spannend und hat aktuell noch Schwierigkeiten ruhig an ihnen vorbeizugehen. Gerade hat er es geschafft sich größtenteils auf dich zu konzentrieren und vorbeizulaufen ohne zu bellen oder in die Leine zu springen. Vielleicht möchte er jetzt am liebsten auf die Wegseite gehen auf der der andere Hund war und seinen Geruch aufnehmen? Ja toll, dann kannst du das als Belohnung nutzen. Gib ihm die Erlaubnis dorthin zu gehen und bleibe einige Momente auf der Stelle stehen, lass ihn schnüffeln und sich mit dem Geruch des anderen beschäftigen bis er wieder etwas runtergefahren ist. So bekommt er gleichzeitig eine -aus seiner Sicht wahrscheinlich sehr hochwertige – Belohnung und zwei weitere wertvolle Dinge für euer Training passieren. Dein Hund lernt sein Erregungslevel zu senken, obwohl der Geruch eines fremden Hundes ganz frisch ist. Und durch die kleine Pause kann er viel besser die vorherige Begegnung verarbeiten und in seinem Gehirn abspeichern.
Lob als Lernunterstützung – nicht Lernverhinderer
Zusätzlich zur Überlegung, was dein Hund in der jeweiligen Lernsituation als belohnend empfindet oder eben nicht, kannst du das Lob auch als Lernunterstützer einsetzen. Was meine ich damit? Nun; je nachdem was du übst und was das Lob auslöst, kannst du deinem Hund das Lernen erschweren oder erleichtern. Auch hier wieder zwei Beispiele:
- Dein Hund soll lernen, auf ein Signal hin ganz ruhig und entspannt hinter dir zu laufen. Die Umsetzung dieses Signals erfordert von deinem Hund, dass er sich zurücknimmt und sehr ruhig ist. Als Lob eignen sich hier dann Dinge, die deinen Hund nicht zusätzlich aufdrehen. Ein wildes Ballspiel nach Abschluss der Übung macht es deinem Hund schwerer, das Gelernte zu verarbeiten und wird zusätzlich beim nächsten Mal unnötig Aufregung in die Übung reinbringen. Ein relativ uninteressantes Leckerli oder ein bloßes Stimmlob sind hier viel besser geeignet.
- Brauchst du deinen Hund aktiv und voller Elan zur Umsetzung einer Aufgabe, darf auch die Belohnung etwas spannendes sein. Übst du beispielsweise den Notfall-Rückruf, möchtest du, dass dein Hund – egal in welchem Moment – auf das Signal hin sofort umdreht und auf dich zurennt. Wenn er ankommt, darf dann eine kleine Party steigen, damit der Aufwand und die Energie des Hundes sich auch im Lob wiederfindet.
Wichtig in dem Zusammenhang: Ein Lob sollte nie so wild und ausufernd sein, dass der Hund danach nicht mehr zur Ruhe kommt. Pausen sind wichtig, damit dein Hund lernen kann und die Dinge so im Gehirn verarbeitet, dass er es beim nächsten Mal noch weiß. Wenn du jedesmal nach der Übung 10 Minuten wild mit dem Hund spielst, machst du es dir und deinem Hund unnötig schwer, neue Dinge zu lernen.
Angemessene Belohnung berücksichtigt den Lernstand
Je nachdem wie gut dein Hund das die geforderte Leistung in der aktuellen Situation schon kann und wie selbstverständlich oder eben noch nicht selbstverständlich das ist, passt du die Häufigkeit und Wertigkeit der Belohnung an.
In diesem Satz waren viele wichtige Stichworte.
Es geht um:
Die konkrete Leistung und diesen konkreten Hund.
Wenn dieser Hund gerade erst gelernt hat sich auf Signal hin zu setzen, dann spielt keine Rolle wie alt er ist und wie andere Hunde das im selben Alter können. Ein Hund, der es gerade erst lernt, braucht noch sehr regelmäßige Bestätigung, damit er versteht, was gemeint ist und die Motivation hoch bleibt. Die Belohnung ist auch eher hochwertig für den unerfahrenen Hund, als für einen Profi. Kennt der Hund das Signal in und auswendig, wird er nur noch selten eine für ihn hochwertige Belohnung, meistens werden wir ihm nach dem Sitz kurz mit Worten loben und uns innerlich freuen, wie gut unser Hund das kann und ihm damit unsere Wertschätzung zeigen.
Die aktuelle Situation.
Kennt der Hund das Sitz nur von zu Hause, wo wir es zuerst geübt haben und kann es da schon sehr gut, hat außerhalb des zu Hauses aber noch keine Erfahrung damit. Dann werden wir zu Hause die Belohnungen schon etwas runtergefahren haben. Nicht mehr jedes Sitz ausgiebig loben und die Wertigkeit des Leckerlis ist vielleicht auch schon kleiner geworden. Mit Ablenkung und außerhalb des zu Hauses, ist es für den Hund wieder deutlich schwerer, das vorher geübte Sitz zu zeigen, als zu Hause. Daher wird hier wieder in kurzen Abständen und mit höherwertiger Belohnung trainiert.
Ich hoffe der Artikel hat dir geholfen die Bandbreite der Belohnung für deinen Hund zu erweitern und vielleicht angeregt die Art deiner Belohnungen anzupassen und bunter zu gestalten.