Geschotterte Wege, breite Schneisen schnurgerade durch den Wald.
Von Menschen veränderte Naturflächen sind praktisch, praktisch angelegt für die Arbeit, egal ob auf dem Feld oder im Wald.
Nur eines sind sie nicht – besonders interessant und spannend. Die echten Wunder der Natur fallen uns auf solchen Wegen deutlich seltener auf, als auf dem Trampelpfad quer durch.

Das liegt nur zum Teil daran, dass es auf den angelegten Wegen weniger zu sehen gibt. Einer der Hauptpunkte ist, dass wir auf breiten geraden Wegen weniger schauen was am Wegrand passiert. So verfallen wir in einen langweiligen Trott, flotten Schrittes wird durch die Gegend gestampft.
Im dritten Teil der Serie „entspannt draußen“ geht es um eine weitere Möglichkeit für mehr Entspannung beim Spaziergang zu Sorgen: „Über Stock und Stein“

Ziellos mit Zeit zum Staunen

Einer der Gründe, warum die großen breiten geraden Wege mehr Hektik provozieren, ist, dass das vermeintliche Ziel so klar vor Augen liegt. Wenn man einen Kilometer gerade aus schauen kann, dann fühlen sich die Füße wie magisch davon angezogen und steuern darauf zu. Innehalten und in Schlangenlinien über den Weg schlendern, fühlt sich dann doch irgendwie komisch an, oder?

Hunden geht es genauso – ist das Ziel so klar sichtbar, warum sollte man dann trödeln – also auf geht’s und möglichst schnell das vermeintliche Ende erreichen. Warum Trödeln so wertvoll ist, darüber habe ich bereits im ersten Teil der Serie geschrieben: „Die Kunst des Trödelns“.
Also gehen wir doch lieber auf einem nicht so vorhersehbaren Weg und streunen dort ein bisschen hin und her. Ich richte meine Aufmerksamkeit auf solchen Wegen bewusst auf meinen Umgebung. Fühle die Rinde der Bäume, versuche mir unbekannte Pflanzen zu entdecken und genau zu betrachten, hocke mich hin und schau auf dem Boden wieviele verschiedene Tiere ich sehen kann.

Wenn Menschen sich plötzlich so verhalten und die Umgebung als so erforschenswert empfinden, dann springen die meisten Hunde mit Freuden darauf an. Meist dauert es nicht lange und auch die Hunde beginnen sie intensiver und gelassener mit ihrer Umwelt zu beschäftigen. Solltest du einen Hund haben, der dann erstmal aufdreht, weil das alles neu ist, dann nimm ihn an die Leine und steigere die „Entdeckung eurer Langsamkeit“ schrittweise.

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sowohl in Spaziergängen als auch zu Hause.




Hindernisse als Bewegungstherapie und zur Förderung Konzentration

Alle Hindernisse, die sich auf dem Weg zeigen, kannst du dankbar annehmen und für euch umwandeln. Über Baumstämme balancieren, durch Astlabyrinthe laufen, mit Bedacht und Vorsicht über einen kleinen Bachlauf klettern. All das ist möglich, wenn du deine Augen für solche Stellen öffnest. Auch in der Stadt ist vieles davon möglich: Aus dem Baumstamm wird ein Bordstein oder eine kleine Mauer, die unterschiedlichsten Untergründe (Teer, Pflasterstein, Schotter, Wiese) fördern ebenfalls das Körpergefühl und die Koordination.

Wichtig bei all den Sachen, die du direkt ausprobieren möchtest: Lass dir Zeit. Es geht nicht darum möglichst schnell von einem Baum zum nächsten zu springen, sondern um das Gefühl und die Konzentration auf den Moment. Langsamkeit ist Trumpf.
Neben der mentalen Entspannung kann dein Hund hier direkt auch seine Beweglichkeit und Koordination, schlichtweg seinekörperliche Fitness trainieren.

Kleine Flächen reichen aus, es braucht keinen eigenen Wald

Hast du eine Stelle gefunden, die sich gut eignet, dann ist das toll. Haltet euch einfach einmal eine halbe Stunde im Umkreis auf und schaut euch gemeinsam an, welche Möglichkeiten es gibt. Plötzlich wird ein kleines Waldstück am Wegrand zum Entdecker“Spiel“Platz.

Es ist nicht nötig Kilometer um Kilometer mitten durch den Wald zu waten, so kleine Inseln reichen absolut aus.
Wie solche Ruheinseln auf deinen Hund wirken und wie du direkt da einsteigen kannst, kannst du im zweiten Teil „Ruheinseln zur Entspannung“ nachlesen.

Bodenhaftung und Nasenarbeit für Ausgeglichenheit

Im Gegensatz zu Flächensuche, Ball spielen oder anderen „schnelleren“ Aktivitäten, eignen sich auf solchen Stellen, abseits der festen Wege besonders kleinere Suchspiele.

Leckerchen suchen im Laub, oder an der Baumrinde/ in Astgabeln strengt richtig an, putscht die meisten Hunde aber weniger hoch, als andere Spiele. Auch ein versteckter Dummy in der Fläche macht richtig Spaß, strengt den Kopf an und ist gleichzeitig gut für den Körper.

Insbesondere das Körpergefühl, das „sich spüren“, geht vielen hektischen Hunden verloren. Da wird wie wild gerannt und getobt und es werden sportliche Höchstleistungen erbracht, aber das Gespür für den eigenen Körper geht immer mehr verloren. Dadurch merken die Hunde häufig nicht mal mehr, wenn sie sich überlasten und Verletzungen sind vorprogrammiert. Unterschiedliche Untergründe, über Äste laufen, über einen Baumstumpf klettern – all diese Dinge führen langsam ausgeführt dazu, dass der Hund wieder mehr zu sich kommt, sich selbst und seinen Körper besser wahrnimmt. Nur wer auch auf dieser Ebene verbunden ist, kann ruhig bleiben, wenn von außen Dinge das Gleichgewicht stören.